Wer wird Präsident der Republik Moldau?
In einer Stichwahl wählen die Bürger der Republik Moldau am 13. November ihren Präsidenten. Im ersten Wahlgang lag am Sonntag der als prorussisch geltende Sozialist Igor Dodon mit 48 Prozent vorn. Die als proeuropäisch eingestufte Ex-Bildungsministerin Maia Sandu bekam 38 Prozent. Kommentatoren halten die Zuspitzung der Wahl auf eine Entscheidung zwischen Russland und dem Westen für übertrieben.
Das Land ist allen anderen herzlich egal
Die Wahl wird zwar zugespitzt auf die Frage, ob die prowestliche Kandidatin oder der prorussische Kandidat gewinnt, doch weder der Westen noch Russland scheren sich um das Land, schreibt Valentin Naumescu auf Contributors:
„Die Tragödie des Landes ist, dass seine geopolitische Bedeutung nicht mehr so groß ist, wie es uns einst viele Analysten erklärt haben. Das Land wird weder vom Westen noch vom Osten starke Unterstützung bekommen, denn die Republik Moldau ist weder für Russland noch für die EU oder die USA bedeutsam. Keiner der Großmächte auf diesem Kontinent würde einen Konflikt mit den anderen riskieren nur für die Republik Moldau (das gab es schon bei der Ukraine nicht, die weitaus wichtiger ist). ... Moskau wird nicht einmal das Regime von Igor Dodon finanziell unterstützen, sollte dieser die Wahl gewinnen. Das wird die letzte Episode einer langen Serie von Enttäuschungen und Illusionen sein, die die Bürger des Landes in den vergangenen Jahren erlebt haben.“
Oligarch wird die Wahl entscheiden
Schlüsselfigur bei der Präsidentschaftswahl ist der Oligarch Vladimir Plahotniuc, meint Radu Carp auf seinem Blog bei Adevarul:
.„Um die Wahl zu verstehen, darf man nicht schauen, wer ist proöstlich, wer prowestlich, sondern muss man verstehen, wer hinter dem aktuellen Oligarchen-Regime steht und wer dagegen ist. Plahotniuc weiß genau, dass Dodon und Sandu ein gemeinsames Ziel haben: ihn zu entmachten. Plahotniuc wird deshalb, wie schon im ersten, auch im zweiten Wahlgang Dodon unterstützen. Der Grund für diese seltsame Allianz ist folgender: Plahotniuc und die Regierung von Premier Pavel Filip geben sich als Partner des Westens, anders als der [mögliche] pro-russische Präsident Dodon, der lieber nach Moskau reist als nach Brüssel. ... Sucht Dodon den Konflikt mit dem Oligarchen, wird ihn Plahotniuc daran erinnern, wie er ihn bei den jetzigen Wahlen unterstützt hat. [Anti-Korruptionskämpferin] Maia Sandu hingegen wäre die schlechteste Option für Plahotniuc. Deshalb wird der Oligarch jetzt alles versuchen, sie zu verhindern“