Wie soll Bulgarien mit Flüchtlingen umgehen?
In Bulgariens größtem Flüchtlingslager in Charmanli an der türkischen Grenze ist es vergangene Woche zu Zusammenstößen zwischen Flüchtlingen und Polizei gekommen. Etwa 1.000 junge Männer hatten gegen eine Ausgangssperre rebelliert und dabei Steine geworfen und brennende Barrikaden errichtet. Bulgarische Beobachter kritisieren, dass die EU das Land in eine absurde Zwickmühle gebracht hat.
Berlin hat Bulgaren den Mist eingebrockt
Die EU-Partner lassen die Staaten mit europäischen Außengrenzen allein, ärgert sich Sega:
„Bulgarien hat von der EU eine Mission aufgehalst bekommen, die in keinem der Mitgliedsverträge zu finden ist. Bulgarien ist zwar eine EU-Außengrenze und muss ungewollte Eindringlinge abwehren, aber das heißt nicht, dass es sich in ein Gefangenenlanger verwandeln muss. Sobald der Staat die Identität der Einwanderer geklärt hat, muss er sie freilassen. … Sonst verstößt er gegen Artikel 5 der Europäischen Menschenrechtskonvention. … Man kann von Bulgarien nicht verlangen, Menschen festzuhalten, nur weil andere Länder sie nicht haben wollen. … Deutschland hat letztes Jahr einen unverzeihlichen Fehler gemacht, als es die Grenzen für jeden Migranten öffnete, der sich unwiderstehlich vom deutschen Sozialstaat angezogen fühlte. Auf diese Weise luden die Deutschen Millionen Menschen ein, andere europäische Länder zu betreten, die sich dagegen nicht wehren können.“
Flüchtlinge wollen nur in den Westen
Die Ausschreitungen im Flüchtlingslager in Charmanli sind die Folge einer absurden Situation, die nun in Bulgarien eskaliert, kommentiert die Tageszeitung Trud:
„Im Flüchtlingslager leben etwa 3.000 Ausländer, die auf Gedeih und Verderb nicht nur Charmanli, sondern auch Bulgarien verlassen wollen. Die Einwohner von Charmanli wollen sie nicht in ihrer Stadt haben. Der Staat will sie ebenso wenig und setzt dennoch alles daran, sie in Charmanli zu halten - gegen den Willen aller Beteiligten. Das ist eine absurde Tragödie. … Warum aber wollen die Migranten unbedingt weg aus Bulgarien? Die meisten von ihnen hatten noch nie warmes Wasser, sie haben in mittelalterlichen Verhältnissen gelebt und wurden wie Dreck behandelt. Nun wollen sie ein besseres Leben, das ist nur menschlich. Darum wollen sie weiter in den Westen. Sie wollen nicht nach Bulgarien, sie wollen einen BMW oder einen Mercedes. Wen wundert's? Für die Bulgaren ist das einerseits beruhigend, andererseits aber auch beleidigend.“