Eiseskälte bedroht Flüchtlinge in Europa
Tausende in Europa gestrandete Flüchtlinge kämpfen derzeit insbesondere in Griechenland und Serbien bei bitterer Kälte um ihr Überleben. Auf den griechischen Inseln scheiterten die Behörden mit dem Vorhaben, sie in Hotels unterzubringen. Der ungarische Außenminister hält indessen an der Abriegelung der Grenze zu Serbien fest. Und Europa? Schaut zu, bemerken Kommentatoren bitter.
Gleichgültigkeit tötet
Die Flüchtlinge sterben nicht nur am Frost, sondern vor allem an der Gleichgültigkeit der Europäer, klagt eldiario.es:
„Die Schwelle der europäischen Sensibilität liegt immer höher. Es musste heftig schneien und einige Menschen mussten sterben, damit wir ihnen ein bisschen Aufmerksamkeit schenken. Denn den ständig Ertrinkenden gelingt dies nicht mehr, nicht mal mehr, wenn sie Kinder sind. Auch die monatelangen Aufenthalte in schlecht ausgestatteten Flüchtlingscamps, die Misshandlungen durch die Polizei oder die ständigen Aktualisierungen der Zahlen reichen nicht aus. Wie viele Flüchtlinge in Griechenland festsetzen? 6.000, 60.000 oder 600.000? Die Antwort lässt uns kalt. ... Die nächste Kältewelle wird von den Medien ignoriert werden, Wiederholung langweilt. Solange kein Erdbeben kommt oder eine Epidemie ausbricht, können wir die Flüchtlinge gute sechs Monate aus den Augen verlieren, bis der Sommer ihnen eine historische Hitzewelle bringt.“
Flüchtlinge sind Restmüll der Geschichte
In Flüchtlingslagern in Europa sterben Menschen durch Kälte und mit ihnen die Ideale des Kontinents, klagt De Standaard:
„Die Gastfreundschaft - das einfache menschliche Prinzip, das man sogar einen ungeladenen Gast nicht einfach rauswirft - überlebte nicht. 60 Jahre mühsamer aber stetiger Fortschritt bei der Vereinigung unseres jahrhundertelang von Krieg geplagten Kontinents kamen brutal zum Stillstand. Die Mitgliedstaaten, die mit dem größten Zulauf von Flüchtlingen zu kämpfen hatten, bekamen keine Unterstützung von den anderen, die weiter entfernt sind. ... Doch jetzt ist das Flüchtlingsproblem unter Kontrolle. Die Türsteher atmen auf und hoffen auf ihren Lohn beim Wähler. Schade nur für die Zehntausenden, die gerade jetzt im Winter unterwegs gestrandet sind. Sie kennen eben ihren Platz nicht. Sie müssen einsehen, dass sie der Restmüll der Geschichte sind.“
Wo bleibt die "flexible Solidarität"?
Angesichts der Bilder erbärmlich frierender Flüchtlinge auf der Balkanroute stellt sich für Dennik N die Frage, was aus den Versprechen der Slowakei und der anderen Visegrádstaaten geworden ist:
„Man könnte erwarten, dass jetzt der richtige Augenblick gekommen ist, die 'flexible Solidarität' zu beweisen, die diese Länder während der slowakischen EU-Ratspräsidentschaft angekündigt hatten. Flüchtlinge auf unserem eigenen Territorium wollen wir nicht, sie würden nicht in unseren Kulturkreis passen und unter ihnen könnten sich Terroristen verstecken. In den Herkunftsländern zu helfen, ist nicht ganz einfach. Dazu fehlt uns auch die Kraft. Aber die 'flexible Solidarität' könnte gut den in Serbien Gestrandeten helfen. Wie hatte der slowakische Innenminister Kaliňák bei der Erläuterung dieses Prinzips vollmundig erklärt? 'Die Migranten sind schließlich Menschen, keine Nummern.' ... Bislang schicken wir nur Polizeikräfte. Menschliche Hilfe überlassen wir Freiwilligen und NGOs.“