Putin gern gesehener Gast in Budapest?
Wladimir Putin hat Budapest am Donnerstag einen Besuch abgestattet. Seine Gespräche mit Premier Viktor Orbán drehten sich um den umstrittenen Ausbau des einzigen ungarischen Atomkraftwerks in Paks, russische Erdgas- und Erdöllieferungen nach Ungarn sowie die russlandfeindliche Stimmung innerhalb der EU. Die ungarischen Medien kommentieren die Visite des russischen Präsidenten sehr unterschiedlich.
Wie kann Orbán nur den roten Teppich ausrollen?
Russland ist nicht nur Kriegstreiber, sondern auch Spaltpilz, deshalb sollte Ungarn das Land tunlichst meiden, warnt die konservative Wochenzeitung Heti Válasz:
„Es ist bis heute unbegreiflich, wie es Ungarn, das im Verlauf seiner Geschichte vom hoffnungslosen Kampf gegen Übermächte [Osmanen, Habsburger, Sowjetunion] geprägt wurde, fertigbringt, mit jenem Russland zu kooperieren, das die Ukraine derart demütigt. ... Die Ukraine, die unser unmittelbares Nachbarland ist, befindet sich am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs. ... Die durch die russische Militäroffensive hervorgerufenen nationalistischen Aufwallungen bedrohen die Minderheitenrechte der in der Westukraine lebenden ungarischen Minderheit. Vor diesem Hintergrund müsste es eigentlich in unserem nationalen Interesse sein, uns von der russischen Politik, die daran arbeitet, sowohl die Nato als auch die EU zu spalten, so weit wie möglich fernzuhalten. Stattdessen rollen wir vor Putin den roten Teppich aus.“
Putin ist nicht gleich Stalin!
Die Gegner Wladimir Putins begegnen ihm immer noch mit den alten antisowjetischen Reflexen, was völlig fehl am Platz ist, kritisiert die regierungsnahe Tageszeitung Magyar Hírlap:
„Der erbitterte Hass, der Russland von seinen Kritikern entgegenschlägt, mag vielleicht 1983 oder gar noch Ende der 1980er Jahre verständlich gewesen sein. Heute ist er nicht mehr nachvollziehbar. Die Kritiker scheren das heutige Russland und den barbarischen sowjetrussisch-bolschewistischen Parteistaat schlechthin über einen Kamm. Der russische Patriot Putin wird mit dem Massenmörder Josef Stalin, dem in der Uno mit dem Schuh auf das Rednerpult klopfenden Nikita Chruschtschow, dem einfältig-bösartigen Leonid Breschnew und dem verschlagenen Juri Andropow gleichgesetzt. Die niederträchtige Kritik an Putin ist derselben Kategorie zuzuordnen wie die Verleumdung Viktor Orbáns als Diktator.“