USA pausieren neue Zölle – außer für China

US-Präsident Trump setzt sein umstrittenes Zollpaket großenteils für 90 Tage aus. Finanzminister Scott Bessent stellte mehr als 70 Staaten Gespräche über Zollabkommen in der kommenden Woche in Aussicht. Für China dagegen, das mit eigenen Sonderzöllen von 84 Prozent auf US-Importe reagiert hatte, wurden die Zölle noch einmal erhöht – auf nun 125 Prozent. Warum das Zurückrudern und die Härte gegenüber Peking?

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Le Soir (BE) /

Die Katastrophe ist absehbar

Le Soir warnt vor einer Eskalation im Handelskrieg zwischen Washington und Peking:

„'Wir werden keinen Rückzieher machen, wenn man uns herausfordert', verkündeten chinesische Offizielle. ... Niemand ist überrascht: Präsident Xi Jinping gehört nicht zu denen, die – um es mit den überaus noblen Worten des unbelehrbaren Hausherrn im Weißen Haus zu sagen – Donald Trump 'den Arsch küssen'. Denn dieser versteht unter einer Beziehung nur ein Machtverhältnis mit einem unterwürfigen Partner. Bleibt die Frage: Kann die Kollision zweier tektonischer Platten zu etwas anderem führen als zu einem Erdbeben oder einem Tsunami?“

La Stampa (IT) /

Jemand hat Trump ins Gewissen geredet

Kolumnist Alan Friedman höhnt in La Stampa:

„Ich vermute, dass einer oder mehrere der milliardenschweren Sponsoren/Freunde von Donald Trump ihn zur Vernunft gebracht haben. ... Jemand hat ihm die Wahrheit gesagt. Vielleicht war es der Chor der Wall Street-Götter, wie Jamie Dimon von JP Morgan oder Larry Fink von BlackRock, oder vielleicht die vereinten Kräfte von Elon Musk, Jeff Bezos und [Fondsmanager] Bill Ackman, die Trump davon überzeugt haben, den Wahnsinn zu beenden. Oder ihn zumindest für 90 Tage auf Eis zu legen. Um das Gesicht zu wahren. Und auch, um eine große Finanzkrise zu vermeiden. Der US-Präsident denkt nicht differenziert genug, um die Makroökonomie zu verstehen. ... Donald Trumps Besessenheit von Zöllen hatte noch nie etwas mit Wirtschaft zu tun.“

Trouw (NL) /

Erste Risse im Weißen Haus

Dass Elon Musk den Architekt des Zollpakets, Peter Navarro, öffentlich als "dümmer als ein Sack Ziegel" bezeichnet hat, ist für Trouw vielsagend:

„Der Streit machte deutlich, dass es große Meinungsunterschiede über die Wirtschaftspolitik im Weißen Haus gibt. ... Die Wende, die Trump am Mittwoch vollzog, indem er eine Pause einlegte und eine ganze Reihe von Zöllen für viele Länder wieder deutlich senkte, macht nicht nur deutlich, dass er für Druck seitens des großen Geldes empfänglich ist. Sondern auch, dass Trumps Zoll-Falken im Weißen Haus vorerst das Nachsehen haben.“

NRC (NL) /

Der Schaden ist schon angerichtet

NRC analysiert:

„Der Markt hat die erste Schlacht gewonnen. ... Dass der entfesselte Trump sich (vorübergehend) korrigieren muss, beruhigt aber nur wenige Marktteilnehmer. Selbst nach seiner Kehrtwende vom Mittwoch sanken die Zinsen für langfristige US-Staatsanleihen kaum. Trump und seine Entourage werden ihn bei den nun folgenden Verhandlungen als genialen 'Dealmaker' präsentieren. Aber da er so leichtfertig mit der Rezession kokettierte, die globalen Handelsströme zum Stillstand brachte und die Kreditwürdigkeit der USA aufs Spiel setzte, wird der Rest der Welt ihn und sein Land nach einer Woche Chaos weiterhin vor allem als unzuverlässigen Handelspartner und großen wirtschaftlichen Stressfaktor betrachten.“

Igor Eidman (RU) /

Werden hier Milliarden gemacht mit Insiderhandel?

Soziologe Igor Eidman vermutet auf Facebook private Interessen hinter Trumps Zoll-Manövern:

„Aktienkurse und Kryptowährungen sind nach der Einführung der neuen Zölle stark eingebrochen. Etwas später mildert Trump die drakonischen Zollmaßnahmen ab und die Aktien steigen wieder. So war es bereits, als er Zölle auf Exporte aus Mexiko und Kanada einführte, aufhob und dann wieder neue einführte. Nur Trump und seine Familie und Freunde wissen, wann er den Aktienmarkt abstürzen und wann er ihn steigen lässt ... Zweifellos verdienen sie auch jetzt mit Insiderinfos Geld. ... Ist das vielleicht der Hauptzweck der Erschütterungen, die Trump der US-Wirtschaft beschert?“