Soll Dänemark Gebetsräume verbieten?
Das dänische Parlament diskutiert den Vorschlag der EU-skeptischen und fremdenfeindlichen Dansk Folkeparti (DF), Gebetsräume in Ausbildungseinrichtungen zu verbieten. Für das Verbot, das ausschließlich muslimische Räume betreffen soll, sprachen sich auch einige Sozialdemokraten aus. Eine Mehrheit ist noch unsicher. Die Presse rät von vorschnellen Verboten ab.
Schulen sollen selbst entscheiden
Jyllands-Posten traut es den jeweiligen Schulen vor Ort zu, selbst mit dem vermeintlichen Problem umzugehen:
„Die starken Emotionen, die die Debatte über den Gebetsraum weckt, zeigen wieder einmal, dass die Religion mittlerweile viel Platz in der öffentlichen Diskussion einnimmt. Vor 30 oder 40 Jahren konnten Gymnasien in West- und Nordjütland gut damit leben, dass christliche Schüler in den Pausen eine Andacht hielten oder Bibellesungen durchführten, solange das keinen Einfluss auf den Unterricht hatte. Das war ein pragmatisches Herangehen an ein Problem, das nicht größer ist, als dass es lokal gelöst werden könnte. Sollte es sich zeigen, dass muslimische Schüler tatsächlich, wie die Dansk Folkeparti andeutet, eine Sonderstellung haben wollen und einen Raum fordern, so ist das ein Zeichen dafür, dass es Zeit ist für eine ausführliche Lektion in Zusammenleben, Respekt und gegenseitiger Rücksichtnahme.“
Ein Verbot muss genau geprüft und begründet sein
Verbote sollten nur das letzte Mittel nach einer Einzelfallprüfung sein, mahnt Berlingske:
„Die Erfahrungen zeigen ja leider, dass in einigen muslimischen Milieus eine starke soziale Gesinnungskontrolle ausgeübt wird. Wenn das das Problem ist, müssen die einzelnen Ausbildungsinstitutionen dies lösen. In äußerster Konsequenz muss der Gebetsraum geschlossen werden. Physisch nimmt ein Gebetsraum nicht viel Platz ein, aber er hat einen starken symbolischen Wert. Es wäre traurig, wenn ein generelles gesetzliches Verbot eingeführt werden müsste - in einer Angelegenheit, die an sich minimal ist, aber eine solch starke Symbolik in sich trägt.“