Tschechiens Präsident will zweite Amtszeit
In Tschechien will Präsident Miloš Zeman im kommenden Jahr erneut für das höchste Amt im Staat kandidieren. Dies kündigte er am Donnerstag vor rund 1.000 Anhängern auf der Prager Burg an. Seine zweite Amtszeit ist allerdings kein Selbstläufer, glauben tschechische Kommentatoren und fürchten, dass Zeman zunehmend nationalistische Töne spucken wird.
Junge Generation könnte die Bühne betreten
Nur ganz Couragierte werden wagen, gegen Zeman in den Ring zu steigen, meint Právo, hält die Wahl aber dennoch nicht von vornherein für entschieden:
„Ein Problem wird rasch vergessen: Zeman ist jetzt 72 Jahre alt. Er ist nicht der Gesündeste, mit seiner Lebensweise ist er prädestiniert dafür, dass es in einer zweiten Amtszeit häufig Debatten darüber geben wird. ... Der Kampf um den Präsidentenposten wird zudem nicht nur ein politischer werden, zwischen Zeman-Anhängern und Zeman-Gegnern, sondern auch ein Kampf unterschiedlicher Generationen. Die postrevolutionären Jahrgänge sind mittlerweile erwachsen geworden, befinden sich im produktiven Alter. Diesen Menschen sagen die Bilder von den Revolutionstribünen auf dem Wenzelsplatz oder dem Prager Letna-Hügel nicht mehr allzu viel. Der Kampf muss also nicht schon entschieden sein.“
Zeman wird Trump nacheifern
Zeman wird im Stil seines bewunderten Vorbilds Donald Trump Tschechiens Gesellschaft massiv verändern, fürchtet Denik:
„Schon jetzt hat Zeman einen Wandel durchgemacht vom linken Sozialdemokraten zum fremdenfeindlichen Nationalisten. Das kann Tschechien schlechte Zeiten bringen. Die Nationalisten wollen aus der EU austreten. Will das auch Zeman? Und wissen das seine Wähler? Ahnen die, was nach einem Czexit folgen würde? ... Eine Umfrage unter 500 regionalen Entscheidern ergab, dass dort Nachdenklichkeit herrscht. Obwohl die Befragten zu fast 100 Prozent anerkennen, dass Zeman sehr intelligent ist, sehen sie in ihm nicht den Staatsmann, dessen Werte sie teilen. Premier Sobotka hat recht, wenn er sagt, dass über die Richtung des Landes vor allem die Regierung entscheidet. Aber auf die Atmosphäre in der Gesellschaft hat die Persönlichkeit des Präsidenten großen Einfluss. Und es macht einen Unterschied, ob da ein Trump steht oder ein Kennedy.“