Streit über Estlands "Mutter des Jahres"
In Estland wird jedes Jahr die "Mutter des Jahres" gekürt. Der Frauenverband, der die Ehrung ausruft, hält dabei an der Bedingung fest, dass die Nominierte verheiratet ist - obwohl 30 Prozent aller Kinder in außerehelichen Beziehungen geboren werden. Estnische Kommentatoren können das nicht verstehen und sind erbost, dass damit besonders alleinerziehende Mütter stigmatisiert werden.
Frauen sind die schlimmsten Feinde der Frauen
Wenn der Frauenverband alleinerziehende Mütter derart angreift, braucht die Gesellschaft wirklich keine misogynen Männer mehr, empört sich Kolumnist Rain Kooli auf dem Onlineportal des estnischen Rundfunks:
„Die Frauen, die sowieso schwer genug tragen, haben mit der Aussage des Frauenverbandes eine Abreibung bekommen, die sich wie ein Schlag ins Gesicht mit einem nassen Lappen anfühlt. 'Sie können sich doch nicht vorstellen, dass wir eine Frau als Mutter des Jahres wählen, die den Kindern jedes Jahr zu Weihachten einen neuen Vater präsentiert?' Ist das wirklich die Vorstellung von alleinerziehenden Müttern? Dass jede Alleinerziehende in ihrem Wesen ein Kaninchen mit losen Sitten ist, dessen Ziel es ist, möglichst viele Kinder mit möglichst vielen Männern zu zeugen? ... Frauen jagen andere Frauen, die nicht der Norm entsprechen, selbst auf den Scheiterhaufen.“
Lasst Kinder entscheiden, wer die beste ist!
Õhtuleht findet, man sollte am besten die Kinder fragen, wer eine gute Mutter ist:
„Es wäre sehr überraschend, wenn eines von ihnen denken würde, dass seine Mutter die beste ist, weil sie verheiratet ist oder mehrere Kinder hat. Wichtiger ist die Persönlichkeit. ... Das bedeutet nicht, dass der Frauenverband die Kriterien ändern muss. Insbesondere, weil die Aktivisten nun eine alternative Ernennung erwägen. ... Vielmehr müssen sich die Präsidentin und der Parlamentspräsident, die diese Preise übergeben, die Frage stellen, ob solche Titel den Erwartungen der Gesellschaft entsprechen und eine staatliche Segnung wert sind.“