Vorwürfe gegen Flüchtlingsretter im Mittelmeer
Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die in der Flüchtlingsrettung auf dem Mittelmeer aktiv sind, wird von der italienischen Justiz vorgeworfen, gemeinsame Sache mit Schleppern zu machen. Ein Staatsanwalt sprach von Beweisen wie Lichtsignalen und Telefongesprächen. Die beschuldigten Aktivisten wiesen den Vorwurf zurück, doch italienische Oppositionsparteien sprechen von kriminellen Verstrickungen der NGOs. Was steckt dahinter?
Rufmordkampagne gegen das Gewissen Europas
Das Ansehen der Flüchtlingshelfer wird völlig zu Unrecht in den Dreck gezogen, ist Avvenire überzeugt:
„Die NGOs, die im Kanal von Sizilien tätig sind, sind die Augen, die wir nicht verschließen dürfen, es sind die Hände, die wir nicht ruhen lassen dürfen, denn sie sind das mahnende Gewissen Italiens und Europas. ... Deshalb können wir nicht neutral und gleichgültig dem Versuch gegenüber bleiben, ihren Ruf zu beschmutzen und sie aus dem Mittelmeer 'vertreiben' zu wollen. Genau das aber geschieht: Anschuldigungen, Dossiers, Pamphlete, Anti-Migrations- und Anti-NGO-Videos häufen sich. ... Sie finden ihr Echo und Legitimation auch auf den Seiten angesehener Zeitungen, wo binnen weniger Wochen mit deftigen Schlagzeilen und einem feindseligen Unterton die völlig unsinnige Verwicklung der Geschäfte der Menschenhändler und der NGOs konstruiert wurde, die jeder Grundlage entbehrt.“
Auch Helden können Schaden anrichten
Nur durch eine straffe Koordinierung der Rettungsaktionen können Menschen gerettet werden, meint La Stampa:
„Menschenleben zu retten ist das gemeinsame Gebot des Glaubens, der zivilen Ethik, des Gesetzes. Doch es ist keine Zeit für 'einsame Ritter'. Die Flüchtlingstragödie ist zu groß, als dass man sich anmaßen könnte, sie im Alleingang zu lösen. Wir brauchen eine klare Koordinierung der Regierungen, des Militärs, der NGOs und der Menschenrechtsorganisationen. ... Jedem muss in gemeinsamer Absprache eine klare Rolle zugeteilt werden. Das ist die rationalste, ernsthafteste und effizienteste Lösung, die am meisten Menschenleben rettet. Die Alternative, die 'Piraterie zum guten Zweck' wird nur das zeitweilige Gefühl vermitteln, Heldenhaftes vollbracht zu haben, doch dabei - wenngleich auch in guter Absicht - die Rettungsaktionen im Mittelmeer behindern.“