Endlich würdiges Gedenken an Roma in Tschechien
Die umstrittene Schweinemast auf einem ehemaligen KZ-Gelände für Roma in Tschechien wird geschlossen: Das Agrarunternehmen stimmte einem Angebot der Regierung zum Kauf und zum anschließenden Abriss des Betriebs im südböhmischen Lety zu. Kommentatoren zeigen sich erleichtert über das Ende eines 20 Jahre währenden Streits.
Schweinemast war unerträglich
Der tschechische Staat tilgt mit der Einigung eine alte Schuld gegenüber den Opfern, konstatiert Denik:
„Es gab immer einen breiten Konsens darüber, dass auf dem Gelände eines früheren Konzentrationslagers keine Schweinemast stehen kann. Das Problem hatte nur für die Regierung nie Priorität. Jetzt also gibt es eine Einigung, wobei man nicht offen über die Kaufsumme spricht. Das ist vernünftig. Um das Geld muss es einem auch nicht leidtun. Es wird eine Schweinemast beseitigt, die eigentlich gar nicht hier hätte gebaut werden dürfen - das war noch unter dem alten Regime - und die später nicht hätte privatisiert werden dürfen. Der Staat beseitigt eine alte Schande. Der Ort Lety in Südböhmen muss endlich Ruhe finden.“
Lety ist kein Einzelfall
Lidové noviny erinnert daran, dass auch in anderen ehemaligen Konzentrationslagern der Nazis in Tschechien bis heute kein würdiges Gedenken möglich ist:
„Das kollektive Gedächtnis ist selektiv. Die Aufmerksamkeit, die Lety erfuhr, wurde anderen Orten nicht zuteil. Häufig handelte es sich um Konzentrationslager, in denen Kriegsgefangene oder Zivilisten aus anderen Ländern umkamen. An ihrer Würdigung gab es kein unmittelbares Interesse. Dabei starben dort teilweise mehr Menschen als in Lety. Heute wissen wir kaum, ob eine Ehrung der Opfer nicht anderweitig verhindert wird. Deshalb sollten wir jetzt, da der Fall Lety gelöst zu sein scheint, schauen, ob nicht auch anderswo 'Schweinefarmen' stehen.“