Macron-Vertrauter wird Chef von En Marche
Die Partei von Frankreichs Präsident Macron hat den bisherigen Regierungssprecher Christophe Castaner zu ihrem neuen Chef gekürt. Der Macron-Vertraute soll La République en marche nach dem Sprung an die Macht nun festigen und weiterentwickeln. Macron macht seine Partei zukunftsfähig, meinen einige Journalisten. Andere sehen aber auch Gefahren.
Macron weniger heuchlerisch als seine Vorgänger
Trotz eines neuen Generaldirektors bleibt Macron an der Spitze seiner Partei, meint Le Journal du Dimanche:
„Bei En Marche entscheidet Macron alles. Und anders als seine Vorgänger im Elysée-Palast versteckt er das auch nicht. Jacques Chirac mit der RPR, Nicolas Sarkozy mit der UMP, und natürlich François Hollande mit der PS: Sobald sie zum Präsidenten gewählt waren, taten sie so, als würden sie ihre politische Gruppierung hinter sich lassen, und sie schworen, dass sie sich nicht länger die Hände mit den Geschäften der Parteipolitik schmutzig machen würden. ... Dabei haben sie in Wahrheit weiterhin die Fäden gezogen, wenn auch nicht immer mit Erfolg... Mit dem jetzigen Staatsoberhaupt ist es das Gegenteil.“
Aus der Bewegung wird eine klassische Partei
Mit der Transformation seiner Partei En Marche verfolgt Macron ein klares Ziel, führt der Tages-Anzeiger aus:
„Um die Macht zu erhalten und die Politik der Erneuerung durchsetzen zu können, macht Macron seine Bewegung ... jetzt genau zu dem, was sie erst nicht sein sollte: zu einer klassischen, schlagkräftigen Partei. ... Sein Kalkül ist, dass er nur so in den nächsten Jahren Wahlmandate auf lokaler, regionaler und europäischer Ebene erobern wird. Und auf diese Erfolge ist Macron dringend angewiesen, wenn seine Reformpolitik bis in jeden Winkel Frankreichs übersetzt werden soll. Und: Die Mandate, die En Marche bei den Zwischenwahlen erringen will, sollen die Wiederwahl Emmanuel Macrons 2022 ermöglichen. Der Trick mit der spontanen Sammelbewegung hat Macron in den Elysée befördert. Doch er wird ihn nicht wiederholen können.“
Lokalpolitiker sind die einzige Opposition
Macrons Machtposition ist stark - aber nicht unumstößlich, kommentiert Le Figaro:
„Die einzigen, die ihm kraftvoll und bestimmt den Kampf ansagen, sind rechte und linke lokale Abgeordnete, Tausende von Bürgermeistern, Kreistagsabgeordneten und Regionalpolitikern. Diese Opposition speist sich aus dem im Sommer angekündigten Abbau von Programmen zur Wiedereingliederung von Arbeitslosen. Die Opposition wurde noch stärker, als neue Haushaltskürzungen bekanntgegeben wurden. Seither scheint nichts ihren Zorn bändigen zu können. Vorsicht, Gefahr! Emmanuel Macron muss ihr Vertrauen zurückgewinnen. Denn wenn er das Hinterland verliert, könnte das seine Beziehung zu den Franzosen dauerhaft in Gefahr bringen.“