Kirchen-Vereinigung in Mazedonien und Bulgarien
Die mazedonisch-orthodoxe Kirche hat darum gebeten, mit der bulgarisch-orthodoxen Kirche vereint zu werden. Beide Seiten prüfen jetzt die Details. Die orthodoxe Kirche Mazedoniens hatte sich erst 1967 von der serbisch-orthodoxen Kirche losgesagt, ihre Unabhängigkeit wird allerdings allein vom Patriarchat in Sofia anerkannt. Was bedeutet die Vereinigung für Kirche und Gesellschaft in Mazedonien und Bulgarien?
Die Kirche geht mit gutem Beispiel voran
Die Annäherung der orthodoxen Kirchen von Bulgarien und Mazedonien sieht Dnevnik im Kontext des politischen und gesellschaftlichen Tauwetters zwischen den beiden Staaten:
„Der Brief der mazedonisch-orthodoxen Kirche an bulgariens Heilige Synode ist ein Zeichen der Bereitschaft, die gemeinsame Zukunft aus einem anderen, viel breiteren Blickwinkel zu betrachten als bisher. Das politisch geprägte Narrativ vom Blutvergießen während der Kriege soll durch die Geschichte der Freundschaft zwischen der bulgarischen Kirche und dem Erzbistum von Ohrid ergänzt werden. Auf diese Weise verlagern sich die bulgarisch-mazedonischen Beziehungen von der Vergangenheit immer mehr in die Gegenwart, die uns zeigt, dass wir erst aufeinander zugehen müssen, bevor wir uns gemeinsam dem Rest der Welt zuwenden können.“
Affront gegenüber anderen orthodoxen Kirchen
Indem sie dem Antrag der mazedonisch-orthodoxen Kirche auf Einverleibung zustimmt, geht die bulgarisch-orthodoxe Kirche auf Konfrontationskurs mit allen anderen orthodoxen Kirchen, analysiert der Theologe Blagowest Warbakow in einem Gastbeitrag für 24 Chasa:
„Es entsteht der Eindruck, dass die Bulgarische Kirche mit ihrer Entscheidung gegenüber dem serbischen Patriarchat andeuten will, dass dieses selbst keinen Anspruch darauf erheben kann, Mutterkirche der mazedonischen Kirche zu sein. ... Das dürfte den [serbischen Patriarchen] Irinej zur Weißglut bringen. ... Auch der russische Patriarch Kirill wird wohl kaum seinen Segen erteilen, weil er dann dasselbe für die Ukrainische Kirche tun müsste, die seit Jahrzehnten um ihre Autokephalie [kirchliche Autonomie] kämpft.“