Time Magazine ehrt MeToo-Kampagne
Das US-Magazin Time hat die Social-Media-Kampagne MeToo zur "Person des Jahres" 2017 erklärt. Unter dem Hashtag MeToo hatten vor allem Frauen darauf aufmerksam gemacht, wie weit verbreitet sexuelle Belästigung und Gewalt sind. Nach Auffassung des Magazins stießen sie damit einen kulturellen Wandel an. Kommentatoren allerdings sind uneins, ob die Bewegung nachhaltig etwas verändern kann.
Von MeToo zu NeverAgain
Die Hashtag-Kampagne "MeToo" markiert einen Wendepunkt, lobt die katholische Tageszeitung Avvenire die Entscheidung des Time Magazine:
„Den Frauen, die das Schweigen brachen, kommt das Verdienst zu, sexistische Übergriffe von Männern in Machtpositionen enthüllt zu haben und Demütigungen offengelegt zu haben, die Frauen in der Arbeitswelt und im Leben erdulden mussten. Das ist konkret das, was man einen gesellschaftlichen Wandel nennt. Ein globales Selbstbewusstsein der Frauen, das durch den Multiplikationseffekt des Webs noch gestärkt wird. … Der (moralischen und strafrechtlichen) Straffreiheit von gewaltsamen sexistischen Verhaltensweisen hat die Stunde geschlagen. Mindestens aber werden solche Verhaltensweisen es künftig sehr schwer haben. Das MeToo kann endlich zu einem starken, globalen NeverAgain werden.“
Unverdiente Auszeichnung
Schon 1975 erklärte Time Magazine eine Gruppe von Frauen zur Person des Jahres, damals aber aus dem richtigen Grund, erinnert Webcafé:
„Damals bildete sich eine mächtige Frauenbewegung, die mit viel Mühe und Arbeit bahnbrechende Gesetzesänderungen durchsetzte. Unter anderem wurde verboten, dass Ehemänner ihre Gattinnen sexuell missbrauchen. … Was die Frauen von 1975 von den MeToo-Frauen unterscheidet, ist, dass sie nicht einfach redeten, sondern etwas taten. Sie waren Vorreiterinnen in Bereichen, die damals für Frauen fast undurchdringbar waren, wie Politik, Religion, Wissenschaft, Journalismus und Sport. Darum wirkt die Person des Jahres 2017 eher wie ein Opfer ungelernter Lektionen.“