Nationalisten gewinnen Wahl in Nordzypern
Die Parlamentswahl im türkisch besetzten Norden Zyperns hat am Sonntag mit 36,5 Prozent die Nationale Einheitspartei (UBP) gewonnen. Sie strebt eine engere Bindung der international nicht-anerkannten Republik Nordzypern an die Türkei an, weshalb ihr Sieg als weiterer Rückschlag für die Bemühungen um eine Wiedervereinigung Zyperns gewertet wird.
Wollen Zyperntürken Wiedervereinigung überhaupt?
Die Tageszeitung Phileleftheros glaubt nicht daran, dass es mit der neuen Führung im Norden der Insel eine Lösung der Zypernfrage geben kann:
„Logisch, die wirtschaftliche Abhängigkeit der Zyperntürken von der Türkei lässt jedweder türkisch-zypriotischen Führung nur wenig bis gar keinen Handlungsspielraum. Am schlimmsten ist aber, dass es auch gar keine Bereitschaft gibt, die Nabelschnur mit der Türkei zu durchtrennen. Die Frage ist also, ob die Zyperntürken einen anderen Weg wollen als den einer gemeinsamen Heimat mit den Zyperngriechen. Im Laufe der Zeit hat sich gezeigt, dass es nicht darauf ankommt, wer an die Macht gewählt wird. Sondern darauf, wie entschieden man bereit ist, sich von Ankaras Diktat zu befreien.“
Türkische Zyprer wollen Zwei-Staaten-Lösung
Das Wahlergebnis ist eine eindeutige Positionierung der türkischen Zyprer, schreibt der zyperntürkische Kolumnist Yusuf Kanlı in Hürriyet Daily News:
„Zusammen erzielten die Zentrums- und Mitte-Rechts-Parteien, die die Konsolidierung der TRNZ [Türkischen Republik Nordzypern], die türkisch-zypriotische Souveränität, partnerschaftliche Rechte, die Fortsetzung der Militärpräsenz und die Beibehaltung des Status der Türkei als Garantiemacht wollen, mehr als 70 Prozent der Stimmen. Für Präsident Mustafa Akıncı wird es nach der Bildung der neuen Regierung schwieriger, seine Pro-Föderations-Haltung beizubehalten, während die Mehrheit des Parlaments eine Zwei-Staaten-Lösung innerhalb der Europäischen Union befürwortet oder eine lose Konföderation von zwei souveränen Staaten, was von über 70 Prozent des neuen Parlaments unterstützt wird.“
Ankara gewinnt, Zyprer verlieren
Tief enttäuscht zeigt sich von dem Wahlergebnis der zyperntürkische Kolumnist Şener Levent in Politis:
„Der Rückzug der Linken, bis hin zum Aussterben, hat die Rechte gestärkt. Die Rechte sah nicht wie die Linke aus. Die Linke sah aus wie die Rechte. Und sie ist zusammengebrochen. Als es keinen wesentlichen Unterschied zwischen den Parteien mehr gab, gaben die Wähler die Kopien auf und wandten sich an das Original. Deshalb gingen ungefähr vierzig Prozent der Wähler nicht zur Wahlurne - die Wahlbeteiligung war so niedrig wie nie zuvor. Dank der Zaghaftigkeit der Opposition und ihrer Selbstgefälligkeit wurde das Land wieder den treuesten Sklaven [der Türkei] überlassen. Wir sagten, die Türkei würde gewinnen. Sie hat gewonnen. Und die Zyprer haben verloren.“