Ist Trumps China-Kritik richtig?
Donald Trump hat seine America-First-Politik mit hohen Einfuhrzöllen auf ausländische Waschmaschinen und Solaranlagen untermauert. Diese und andere Produkte seien oft durch Subventionen so verbilligt, dass die US-Industrie Schaden nehme. Betroffen ist insbesondere China, dessen Handelspolitik Trump immer wieder kritisiert. Europas Medien diskutieren, ob er damit recht hat.
Endlich sagt es jemand!
Gut, dass jemand die Missstände offen anspricht, findet die Süddeutsche Zeitung:
„Vielleicht ist der US-Präsident gar der einzige, der das tun kann, denn er gehört in seiner Schmerzfreiheit zu den wenigen Akteuren, denen wurscht ist, was die Pekinger Machthaber von ihm halten. Wenn die Europäer einen Handelskrieg vermeiden wollen, der am Ende nur Verlierer kennt, sollten sie daher nicht die Nase über Trump rümpfen, sondern mäßigend auf ihn einwirken und ihm zugleich verbal den Rücken stärken.“
Diesen Konflikt muss man anders lösen
In der Sache hat Trump recht, nicht aber in der Art seines Vorgehens, stellt der Tages-Anzeiger fest:
„[Chinas] bevorzugte Mittel sind heute Exportsubventionen, ... um chinesischen Unternehmen unfaire Vorteile zu verschaffen. Andere Länder machen es China nach. Dass Trump dagegen vorgeht, ist richtig. Das Problem ist die Wahl der Mittel. Trump wäre nicht Trump, wenn er den Konflikt innerhalb der Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) zu lösen versuchte. Er sucht den Sieg über den Kampf. Aber mit Zöllen schadet er nicht nur den amerikanischen Kunden. Seine einseitigen Massnahmen werden Gegenreaktionen provozieren. China wird Zug um Zug kontern. Und Konflikte, bei denen beide Seiten Stärke demonstrieren wollen, eskalieren nur allzu leicht. Das wäre ein fataler Schlag für eine Weltwirtschaft, die sich erholt und endlich wieder richtig wächst.“
Europa sollte dritten Weg einschlagen
Der Handelskrieg zwischen Washington und Peking ist für Europa auch eine Chance, findet Delo:
„Angesichts des Konflikts der beiden großen Handelsrivalen USA und China wäre es an der Zeit, dass Europa über seine eigene wirtschaftliche und politische Identität nachdenkt und sich sofort so positioniert, dass es in zehn oder 15 Jahren dort ist, wo es sein möchte. Europa könnte die Führung für eine verantwortungsvollere Globalisierung, einen faireren Handel und eine solidarische Zukunft übernehmen. Europa könnte neue Produktionsstandards definieren und den Handel veredeln. Und dann wird man einen Krieg überhaupt nicht brauchen.“