London will von Zollunion nichts mehr wissen
Vor der nächsten Brexit-Verhandlungsrunde hat Theresa May jede Art von Zollunion mit der Europäischen Union nach dem Brexit ausgeschlossen. Kommentatoren sehen diesen harten Kurs innenpolitischem Druck auf May geschuldet und fürchten, dass sich Großbritannien mit seiner Hoffnung auf wirtschaftliche Erfolge nach dem EU-Austritt täuscht.
Großbritannien schafft es nicht alleine
Auf ein schnelleres Wirtschaftswachstum Großbritanniens nach dem Verlassen der Zollunion zu setzen, ist naiv, warnt The Guardian:
„Die Vorstellung, dass eine Befreiung von der protektionistischen EU eine Wunderkur für die Wirtschaft wäre, ist falsch. Der Schlüssel zu mehr Exporten sind nicht Handelsabkommen - immer vorausgesetzt, dass diese überhaupt möglich sind - sondern Produkte und Dienstleistungen, die ausländische Kunden zu einem Preis bekommen, den sie auch zu zahlen bereit sind. Das wird mit Blick auf die britische Handelsbilanz des Jahres 2016 deutlich, wo ein Güter-Defizit in Höhe von 165 Milliarden durch einen Dienstleistungs-Überschuss in Höhe von 95 Milliarden nur teilweise ausgeglichen wurde - trotz der Tatsache, dass der Handel für Waren bereits viel stärker liberalisiert wurde als der für Dienstleistungen.“
Warum May vollkommen unberechenbar ist
Theresa May steckt innenpolitisch dermaßen unter Druck, dass sie in den Brexit-Verhandlungen immer unberechenbarer wird, warnt 24 Chasa:
„May ist wie ein schwerfälliger Sportmuffel, der plötzlich beschließt, Seiltänzer zu werden. Die Brexit-Hardliner setzen sie dermaßen unter Druck, in den Verhandlungen mit der EU hart zu bleiben, dass kaum eine Woche vergeht, ohne dass sie als schwache Premierministerin beschimpft wird, deren Tage im Amt gezählt sind. … May wiederum hat für sich entschieden, dass sie zu Kompromissen bereit ist, um möglichst lange an der Macht zu bleiben. Ihr Verhalten ist dermaßen davon beeinflusst, dass derzeit kaum jemand in der Lage ist, eine Prognose abzugeben, welche Richtung sie in den Verhandlungen einschlagen wird.“
Premierministerin steckt in der Klemme
Die britische Premierministerin befindet sich in einer schwierigen Phase, fürchtet El Mundo:
„May wird von links und rechts bedrängt und ist dadurch geschwächt, besonders durch den ständigen Druck der Anhänger eines harten Brexit, angeführt von Außenminister Boris Johnson. Jetzt, wo der 29. März 2019 als definitives Austrittsdatum feststeht, hat ein Sprecher von Downing Street wiederholt, dass die Regierung die Zollunion verlassen und ab sofort die europäische Immigration kontrollieren wolle. May hatte da aber etwas anderes angedeutet. Diese tiefe Spaltung der Regierung kann nun die Verhandlungen erschweren, die für die Europäer und die Briten entscheidend sind.“