Was kann Prozess gegen Paris-Attentäter leisten?
In Brüssel hat am Montag der erste von vielen Prozessen gegen Salah Abdeslam begonnen. Er wird verdächtigt, an den Anschlägen von Paris und Brüssel beteiligt gewesen zu sein. Gleich zu Beginn verweigerte der Angeklagte jegliche Aussage. Journalisten skizzieren, welche Bedeutung solchen Prozessen im Kampf gegen den Terrorismus zukommt.
Triumph im Gerichtssaal
Auch wenn von Terroristen im Gerichtssaal kein Beitrag zur Aufklärung ihrer Taten zu erwarten ist, muss ihnen der Prozess gemacht werden, findet Le Figaro:
„Ob ihnen dies passt oder nicht, ist ihre Sache. Sie dürfen dem Rechtssystem aber nicht ihre verzerrte Logik aufzwingen. Würden wir nämlich - auf die eine oder andere Weise - darauf verzichten, sie vor Gericht zu ziehen, würden sie einen Sieg einfahren. … Der Prozess bleibt als letztes Instrument der Zivilisation der beste Schutzwall gegen die Versuchungen von Hass und Lynchjustiz. Ja, Terroristen müssen dem Schwurgericht vorgeführt werden, selbst wenn wir uns dabei absolut bewusst sind, dass diese Prozesse weder unsere Wut noch unser Unverständnis dämpfen werden.“
Nicht in falscher Sicherheit wiegen
Der Prozess gegen Abdeslam ist ein Erfolg im Antiterrorkampf, doch dürfen die Behörden jetzt nicht nachlassen, mahnt De Standaard:
„Durch die abnehmende direkte Gefahr haben wir zum Glück mehr Zeit, um die Wirkung von Programmen zu beurteilen, die Radikalisierung aufspüren und entgegenwirken sollen. Wir müssen wachsam bleiben gegenüber Individuen, die sich völlig abkehren von der Gesellschaft. Die Suche nach strukturellen Ursachen der gewalttätigen Radikalisierung und des Extremismus muss unvermindert weitergehen. Faktoren wie soziale Isolation und Ausgrenzung, die bei uns den Boden für die erfolgreiche Mobilisierung des Dschihadismus bereiteten, müssen weiter im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Das trügerische Gefühl der Sicherheit darf nicht zurückkehren.“