Zeman greift liberale Medien an
Bei der Vereidigung von Miloš Zeman für seine zweite Amtszeit als tschechischer Präsident ist es am Donnerstag zu einem Eklat gekommen. In seiner Rede auf der Prager Burg warf er liberalen Medien, namentlich der Zeitung Hospodářské noviny, dem Magazin Respekt und dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen, Manipulation der Öffentlichkeit vor. Die tschechische Presse reagiert höchst unterschiedlich auf den Vorfall.
Ein Präsident in alter kommunistischer Manier
Kommentator Jan Štětka von der kritisierten Hospodářské noviny beschreibt ein beunruhigendes Déjà-vu:
„Statt die Gesellschaft zu einen, zählt er vor den Fernsehkameras Medien an, die seiner Meinung nach unausgewogen informieren. Genauso hat es das kommunistische Regime gemacht, als es Leute auf den Index setzte, über die man besser nicht mehr sprechen sollte. ... Dass in diesem Moment einige Abgeordnete aufstanden und aus Protest gingen, war Ausdruck ihrer Verantwortung und ihres gesunden Menschenverstandes. Zeman hatte einen der würdigsten Säle des Landes in ein Agitationszentrum verwandelt. Der einzig mögliche grobe Keil auf den groben Klotz war da die Abstimmung mit den Füßen.“
Legitim aber deplatziert
Die Tageszeitung Mladá fronta dnes hingegen, die von Zemans Kritik verschont blieb, hat an seinen Worten nichts auszusetzen. Allein der Anlass scheint ihr falsch gewählt:
„Niemand kann dem Präsidenten Kritik verbieten. Und in einem freien Land ist es völlig normal, wenn sich diese auch gegen Medien richtet. Medienkritik ist kein Angriff auf das freie Wort. Im Gegenteil, sie ist gerade dessen Ausdruck. ... Alles, was Zeman sagte, war völlig legitim. Er kann seine Meinung im engsten Kreis äußern, auf den Plätzen tschechischer Städte, im Parlament ... und sogar bei der Erneuerung seines präsidialen Eids im Wladislaw-Saal der Prager Burg. Nur wirkt das Ganze im letztgenannten Szenario eben wie eine unglaubliche Dummheit.“