Mord an Holocaust-Überlebender schockt Frankreich
Die 85-jährige Holocaust-Überlebende Mireille Knoll ist vergangene Woche in ihrer Pariser Wohnung erstochen worden. Hauptverdächtiger ist derzeit ein Kleinkrimineller aus ihrer Nachbarschaft mit mutmaßlich islamistischen Motiven. Der Fall erinnert viele an den Tod der 65-jährigen Jüdin Sarah Halimi, die ganz in der Nähe vor einem Jahr von ihrem Nachbarn unter Allahu-akbar-Rufen vom Balkon gestoßen wurde.
Judenhass keine Chance geben
Frankreich muss dem Hass gegen Personen jüdischen Glaubens entschlossen entgegentreten, fordert Le Figaro:
„Machen wir endlich die Augen auf! Der jüngst verzeichnete Rückgang antisemitischer Taten kann nicht über den Judenhass hinwegtäuschen, der seit langem in vielen Moscheen, Schulen und Vierteln herrscht. Seine Verbreitung wird durch soziale Netzwerke und Webseiten erleichtert. Mit widerlichen Parolen wird er unwissenden jungen Menschen durch islamistische Prediger eingeimpft. Dadurch, dass einige Intellektuelle und politische Verantwortliche aus dem linken Lager sie noch in Schutz nehmen, machen sie sich zu schuldigen Komplizen. … Diese Barbarei darf nicht zur Normalität werden. Wir wissen, wo sie ihren Ursprung hat und wie sie sich verbreitet. Seien wir ihr gegenüber also alle gemeinsam unerbittlich.“
Anschlag auf das Herz des europäischen Projekts
Auch der Historiker Umberto Gentiloni warnt davor, Antisemitismus zu unterschätzen. Er schreibt in La Repubblica:
„Dieses Monster ist nicht tot. Es lebt immer wieder auf, sobald die Aufmerksamkeit nachlässt, man wegschaut und so tut, als sei es nicht nötig, die Vielfalt der Kulturen und Identitäten zu schätzen und zu verteidigen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war aber genau dies das Herzstück des europäischen Projektes: die Idee, einen Lebensraum für alle zu schaffen. Einen Raum des friedlichen Zusammenlebens, durch den nach dem Grauen der Vergangenheit ein neuer Weg eingeschlagen werden sollte. Ein Weg gegen Hass und Unterdrückung. Und genau deshalb ist es so bestürzend, dass Frankreich wieder im Zentrum antisemitischer Gewalt steht.“