Aussöhnung beim Marsch der Lebenden in Auschwitz?
Mit einer Gedenkzeremonie in Auschwitz und Birkenau haben Tausende der Opfer des Holocaust gedacht. Zum 30. Jahrestag des "Marsches der Lebenden" nahmen daran auch die Staatspräsidenten von Israel und Polen, Reuven Rivlin und Andrzej Duda, teil. Kommentatoren loben deutliche Gesten und hoffen auf eine baldige Beilegung des Streits um das umstrittene Holocaust-Gesetz.
Antisemitismus und Fremdenhass klar ablehnen
Die Rede von Präsident Andrzej Duda wertet Rzeczpospolita als wertvolle Mahnung an einen Teil der polnischen Gesellschaft:
„Präsident Andrzej Duda hat wichtige Worte gesprochen. ... Darüber, wohin Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit führen können - zu einem Morden in industriellem Ausmaß. Eine solch deutliche Erklärung eines Staatsoberhauptes ist überaus wichtig. Denn ein Teil der Gesellschaft scheint der Meinung zu sein, eine Erlaubnis von oben zu haben, seinen Hass auf andere, auf Ausländer, auf Minderheiten, offen zu zeigen.“
Israel braucht Polen
Publizist Piotr Skwieciński wertet den Besuch des israelischen Präsidenten als Zeichen, dass der Streit um das umstrittene Holocaust-Gesetz beigelegt ist. Er schreibt auf wPolityce.pl:
„Als die Krise in den polnisch-israelischen Beziehungen angefangen hat, habe ich geschrieben, dass man nicht in Panik verfallen soll. Denn Polen braucht zwar Israel, aber Israel braucht in vielen Bereichen auch Polen. Und die Regierenden wissen das. Der Besuch des Präsidenten Reuven Rivlin zeigt, dass ich Recht hatte. Er belegt, dass die israelische Seite keine Konfrontation will, auch wenn sie nicht die Punkte verschweigt, in denen die jüdische Interpretation der Geschichte des Zweiten Weltkriegs etwas anders ist als unsere. Rivlin hat nicht suggeriert, dass sich die Polen systematisch am Holocaust beteiligt haben. ... Beide Seiten gaben sich Mühe auszudrücken, dass sie eine Einigung wollen.“