Rumänien: Ein Fünftel der Arbeitskräfte im Ausland
Fast ein Fünftel (19,7 Prozent) aller erwerbsfähigen Rumänen lebt im Ausland. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Eurostat-Studie von 2017 hervor. Das Land führt damit die Statistik an. Im EU-Durchschnitt leben nur 3,8 Prozent der erwerbsfähigen Einwohner eines Landes anderswo. Viele dieser Migranten hat Rumänien für immer verloren, fürchten dort die Beobachter.
Zu wenig Lohn für zu hohe Preise
Die Auswanderungsbewegung aus Rumänien gleicht einem Naturgesetz, bemerkt die Wirtschaftszeitung Ziarul Financiar:
„Die Leute gehen, weil sie in ihrem Umkreis von einem, zehn oder 100 Kilometern keine passende Arbeit finden. Auch wenn Arbeitskräfte gesucht werden, ist die Wirklichkeit so, dass die Preise hierzulande denen des Westens ähneln, die Gehälter aber fünfmal geringer sind als dort. Deshalb wandern die Leute aus. Dieser Effekt der Absorption der Arbeitskräfte durch andere Räume ist ein natürlicher Prozess, solange es unerträgliche Unterschiede beim Lebensniveau gibt. Wie bei einer physischen Reaktion verhalten sich die Leute wie komprimiertes Gas, das sofort auf leere Räume ausweicht.“
Generationenwechsel bei den Auswanderern
Dass viele derjenigen, die aktuell Rumänien verlassen, zurückkehren werden, hält Journalist Cristian Unteanu in seinem Blog bei Adevârul für unwahrscheinlich:
„In der ersten Generation der 'Erdbeerpflücker' war der Prozentsatz noch sehr hoch. Das waren im Allgemeinen unqualifizierte Arbeiter oder Personen mittleren Alters mit mittlerer Qualifikation. Sie arbeiteten, 'um Geld zu machen' und kamen größtenteils zurück, um von ihrem Geld für gewöhnlich ein Haus wie im Westen zu bauen. Doch sehr bald begann die Zahl der jungen Leute mit höherer Bildung zu steigen, die jetzt einen großen Teil der Auswanderer ausmachen. Ich persönlich glaube, dass nur ein sehr kleiner Teil von ihnen zurückkehren wird. Zumindest so lange die wirtschaftliche Situation in Rumänien so unberechenbar bleibt.“