Ist Bulgarien bereit für die Eurozone?
Ein EZB-Bericht von vergangener Woche kritisiert Bulgarien als nicht bereit für den Beitritt zur Eurozone. Zwar erfülle das Land die formellen Kriterien, doch bei den sogenannten weichen Faktoren hinke es hinterher. Dazu zählt die EZB die Unabhängigkeit der Zentralbank und Erfolge im Antikorruptionskampf. Warum sich Bulgarien die Eurozonen-Mitgliedschaft abschminken kann, erläutern Kommentatoren.
Zögern ist schlecht fürs Image der EU
Warum Bulgarien alle technischen Kriterien zur Mitgliedschaft in der Eurozone erfüllt und dennoch nicht aufgenommen wird, erklärt Trud:
„Bulgarien ist das erste Land, das nach der Einführung der Bankenunion in die Eurozone aufgenommen werden soll. Die Eurozone ist an einem Scheideweg angelangt. ... Nun wird es so weitergehen: Entweder man respektiert die formalen Aufnahmekriterien oder die Mitgliedsländer treffen eine politische Entscheidung. … Dabei besteht ein großes Risiko für die EU, denn Bulgarien erfüllt die Aufnahmekriterien bereits seit einigen Jahren. Die Nicht-Aufnahme in die Eurozone lässt den Eindruck fehlender Prinzipien und mangelnder Gleichberechtigung in der Währungsunion und der gesamten EU entstehen.“
Risikofaktor Bulgarien
Das marode Justizsystem und die grassierende Korruption verhindern Bulgariens Mitgliedschaft in der Eurozone, meint Bloggerin Adelina Marini in einem Gastbeitrag in Sega:
„Die bulgarische Regierung hat ihre Versprechen von 2007 [nach dem EU-Beitritt] nicht erfüllt: ein unabhängiges Justizsystem aufzubauen, den Kampf gegen die Korruption in den hohen Machtetagen aufzunehmen und die organisierte Kriminalität in den Griff zu bekommen. Das sind zu große Risikofaktoren für die Eurozone, die immer stärker zusammenwächst und dadurch immer mehr Risiken ausgesetzt ist. Und das in einem globalen Umfeld, in dem sie mehr Feinde als Freunde hat.“