Pflicht-Elternzeit für Väter - eine Anmaßung?
Die EU-Kommission will die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern und eine gerechtere Verteilung von Betreuungs- und Pflegeaufgaben zwischen Männern und Frauen erreichen. Dass sie dabei eine verpflichtende Elternzeit für Väter anstrebt, stößt der bürgerlich-liberalen Koalition Dänemarks sauer auf. Die Medien des Landes beschäftigen sich mit dem Widerstand der Regierung.
Jede Familie muss selbst entscheiden können
Berlingske schließt sich der Kritik der dänischen Regierung an den EU-Plänen zur obligatorischen Elternzeit für Väter entschieden an:
„Damit wollen wir nicht sagen, dass es keine gute Idee ist, wenn Väter einen größeren Anteil an der Elternzeit haben. Das wäre gut für die Arbeitsmarktchancen der Frauen, für die Vater-Kind-Beziehung, die Gesellschaft und die Unternehmen, die die Talente der Frauen besser nutzen könnten. Aber die einzelne verantwortungsbewusste Familie muss die Freiheit haben, selbst zu entscheiden.“
Nur Reiche genießen Wahlfreiheit
Dass die dänische Regierung sich einerseits gegen die verpflichtende Elternzeit für Väter stellt, andererseits mit ihrem "Ghettoplan" aber einen Kindergartenzwang für Kinder aus Migrantenfamilien einführen will, ist für die Tageszeitung Der Nordschleswiger ein Zeichen der Doppelmoral:
„Eine interessante Betrachtung dabei ist derweil, wie intensiv sich gerade die bürgerlich-libertäre Regierung in Dänemark in das Familienleben sozial schwächer gestellter Bürger einmischt - und wenn diese dann noch einen Einwanderungshintergrund haben, ist die Kontrolle fast schon über-sozialdemokratisch zu nennen. Diese Unterscheidung zwischen den Menschen im [reichen] Gentofte und [armen] Vollsmose riecht nach Doppelmoral.“