Passt zur Propaganda des US-Präsidenten
Dass Harley-Davidson einen Teil seiner Motorräder künftig außerhalb der USA bauen will, könnte Trump nutzen, warnt Der Standard:
„In Kommentaren ist von einem 'Rückschlag' die Rede: Wenn Jobs verloren gehen, werden die Menschen sehen, dass Trumps Handelskrieg in die Sackgasse führt. Die These ist falsch. In der Strategie des Präsidenten geht es nämlich nicht um ökonomische Erfolge. Für seine Anhänger in den ehemaligen Industriehochburgen des mittleren Westens ist Trump eine Identifikationsfigur. Er verklärt die amerikanischen Arbeiter zu heldenhaften Figuren, die vom Rest der Welt und der eigenen Elite über den Tisch gezogen wurden. Damit gibt er ihnen Selbstvertrauen. Und er vermittelt ihnen das Gefühl, dass er für sie kämpft. Ein solcher Kampf erfordert auch Opfer. Der Fall Harley-Davidson kann Trump nützen.“
Volkswirtschaftslehre für Trump
Die Entscheidung von Harley-Davidson könnte der Trump-Regierung eine Lektion erteilen, glaubt der Tages-Anzeiger:
„Offiziell reagierte das Weisse Haus mit dem lahmen Hinweis, Europas unfaire Handelspraktiken seien schuld an dem Debakel. Inoffiziell schäumte Trump in einer Serie von Tweets gegen Harley. Das ist ein Zeichen dafür, wie punktgenau ihn die Massnahmen treffen. Der Streit ist darüber hinaus eine wunderbar farbige Illustration für graue ökonomische Theorie. Die Volkswirtschaftslehre spricht von den 'komparativen Vorteilen', die der internationale Handel allen bringt, Ländern, Herstellern, Angestellten, Konsumenten. Trump, seiner Handelspolitik und seinen Tweets ist es nun gelungen, das praktisch anschaulich zu machen, anschaulicher als es Ländern, Herstellern, Angestellten, Konsumenten und ihm lieb sein kann.“
Lose-lose-Situation
Jydske Vestkysten sieht keinen Ausweg aus dem allen Seiten schadenden Handelsstreit:
„Jetzt werden Arbeitsplätze aus den USA ausgelagert und sowohl in Europa wie in den USA wird eine Reihe von Waren teurer. Eine Lose-lose-Situation. ... So werden wir nach und nach die enormen Vorteile verlieren, die wir aus dem jahrzehntelang geschmeidig verlaufenden Handel gezogen haben. ... Der Freihandel stärkt die Marktmechanismen so, dass Kunden und Verbraucher dorthin gehen können, wo das Preis-Leistungs-Verhältnis am besten ist. Leider deutet nichts daraufhin, dass Trump seine populistischen Wahlslogans einem Realitätscheck unterziehen will. Und deshalb wird die europäische Antwort, so beklagenswert das ist, und so wenig wir das wollen, der Trumpschen Aktion entsprechen.“
Steuerreform als Ausweg
Einen Weg, um künftige Handelsstreitigkeiten zu verhindern, schlägt der Ökonom Christopher Hogg in Le Monde vor:
„Es gibt in diesem Bereich keine Zauberlösung, sondern das ist eine echte Herausforderung für die Wirtschaftspolitik der kommenden Jahre - vorausgesetzt man will einen populistischen Protektionismus verhindern, der heute das Ausland und morgen die digitalen Riesen stigmatisiert. Man kann damit beginnen, die Mehrwertsteuer zu erhöhen und im Gegenzug die Abgaben auf die Produktionsfaktoren zu senken. Diese Verschiebung würde sich positiv auswirken: Die westlichen Staaten könnten eine ihrer großen Stärken deutlich aufwerten, indem sie Zugang zu ihren Märkten gewähren und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit im Export verbessern.“