Register für Käufer von koscherem Fleisch
Juden in Niederösterreich sollen künftig nur dann koscheres Fleisch kaufen dürfen, wenn sie ihre Religionszugehörigkeit nachweisen. Das österreichische Tierschutzgesetz sieht schon bisher sehr strenge Ausnahmeregeln für das Schächten von Tieren vor. Doch der Tierschutz ist in dieser Debatte nur ein vorgeschobenes Argument, kritisieren Kommentatoren.
Ängste und Ablehnung werden verstärkt
Unter dem Vorwand des Tierschutzes gedieh der Antisemitismus bereits im 19. Jahrhundert, erklärt Der Standard:
„Das haben die Nazis später gern aufgegriffen - und das Schächtungsverbot wirkt bis in die heutigen Gesetze hinein. Politisch lässt sich das klarerweise auch gut gegen die ähnlichen islamischen Speisevorschriften anwenden. Natürlich weiß die FPÖ das alles, natürlich weiß auch deren Landesrat Gottfried Waldhäusl das alles. Gestützt auf ein viel zu strenges Bundesgesetz, das das Schächten bis auf wenige Ausnahmen verbietet, lässt er erfassen, wer diese Ausnahmen verlangt. Das sorgt für Ängste auf der einen und stärkt Vorurteile und Ablehnung auf der anderen Seite. Besser wäre es, das Schächtungsverbot zu lockern. ÖVP und FPÖ hätten die Mehrheit dafür.“
Plötzlich Tierschützer
In der Debatte über das Schächten kommt es schnell zur Doppelmoral, kommentiert Die Presse:
„Man kennt das ja schon von den Frauenrechten. Da entdeckt so mancher, der am Tag davor noch über einen frauenfeindlichen Witz gelacht hat, plötzlich den Feministen in sich. Dann nämlich, wenn es um die Rolle der Frau in anderen Kulturkreisen oder Religionen geht. Nicht viel anders läuft derzeit das Spiel mit dem Tierschutz. Da entdeckt so mancher, der am Tag davor noch ein Schnitzel aus einem Mastbetrieb um wenig Geld im Supermarkt gekauft hat, die Tierliebe in sich. Weil es sich um die rituelle Schlachtung dreht, die im Judentum und Islam praktiziert wird. ... Aber wenn man schon den inneren Tierschützer in sich entdeckt hat, könnte man diese Frage ja auch gleich für die konventionelle Schlachtung stellen. Aber da ist der Tierschutz dann vielleicht doch nicht mehr so wichtig.“