Sollte man Landflucht bremsen?
Landflucht und verödete Regionen sind vielerorts in Europa zu beobachten. Laut einer aktuellen Umfrage finden 79 Prozent der Finnen, dass der Staat mehr in die ländlichen Regionen investieren sollte, um der verbreiteten Landflucht entgegenzuwirken. Doch Kommentatoren halten eine Wiederbelebung ländlicher Regionen nicht unbedingt für sinnvoll.
Urbanisierung fördert Wohlstand
Urbanisierung ist ein globaler Trend, der sich nicht mehr umkehren lässt, meint Kauppalehti und begrüßt das:
„Urbanisierung bedeutet auch Wohlstand: Das Wachstum der Städte ist verknüpft mit dem Wandel von Produktionsstrukturen und dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts. … Die Städte sind das Rückgrat der Wirtschaft. Wenn dieses Rückgrat stark ist, kann es teilweise auch die ländlichen Gebiete stützen. … Wie viele wären wirklich bereit, Verantwortung zu übernehmen und umzuziehen, um die ländlichen Gebiete erneut zu beleben? Nicht einmal unter den geburtenstarken Jahrgängen, die in den 1960er und 1970er Jahren in Scharen in die Städte gezogen sind und nun in Rente gehen, gibt es viele Rückkehrer.“
Städte sind besser für das Klima
Fakten spielen bei der Diskussion über Landflucht und Regionalentwicklung nur eine untergeordnete Rolle, klagt Aamulehti:
„Ganz Finnland soll bewohnt sein. Dieser Satz ist eines der sonderbarsten Mantras der Diskussion. ... Wer es in Frage stellt, muss sich auf eine Protestwelle gefasst machen. Und der Großteil der Debatte wird lieber auf Basis von Gefühlen als auf der Grundlage von Fakten geführt. ... In der Debatte über Regionalentwicklung werden zudem häufig Umweltaspekte vergessen. Der CO2-Abdruck dünnbesiedelter Gebiete ist groß. Dichtere Besiedelung verringert Emissionen und hilft dabei, den Klimawandel zu bekämpfen. Dünnbesiedelte ländliche Regionen haben ein sauberes Image. Städte hingegen gelten als dreckig. Gesellschaftliche Entscheidungen sollten jedoch auf Basis von belegbaren Fakten getroffen werden.“