Tschechien: Streit über 50 syrische Waisen
Die christdemokratische EU-Abgeordnete Michaela Šojdrová aus Tschechien hat die Aufnahme von 50 syrischen Kriegswaisen in ihrem Land vorgeschlagen. Premier Andrej Babiš hat das unter Verweis darauf abgelehnt, dass er prinzipiell gegen die Aufnahme von Flüchtlingen sei. An der Diskussion in der tschechischen Presse kann man auch etwas über deren Eigentumsverhältnisse ablesen.
Babiš muss bei seinem Nein bleiben
So schlägt sich die zum Verlag des Premiers gehörende Tageszeitung Lidové noviny eindeutig auf dessen Seite und meint, dass Flüchtlinge grundsätzlich nicht nach Tschechien gehören:
„Aus Erfahrung wissen wir, wie derlei selbst mit christlichen Flüchtlingen aus dem Irak ausging. Ein Teil der sorgsam ausgewählten Menschen reiste schon bald nach Deutschland weiter. Nur schwer kann man sich die Integration von 17-Jährigen vorstellen, die hier zwar ein Dach über dem Kopf hätten, denen aber alles andere völlig fremd wäre, die Kultur, die Sprache und die Werte. Dass sie unsere Normen annehmen, erscheint sehr unwahrscheinlich. Wenn es gut ausgeht, reisen sie weiter nach Deutschland. Im schlimmeren Fall werden sie hier ganz normale Konflikte gewaltsam lösen.“
Premier hat alle Menschlichkeit verloren
Zynisch findet Hospodářské noviny hingegen das Verhalten von Babiš:
„Im Wettkampf darum, wer der größte Flüchtlingsgegner ist, ist Andrej Babiš noch einen Schritt weitergegangen. Nach seinen Worten wird Tschechien selbst Waisenkinder nicht aufnehmen. ... Und das vor Wahlen, die mit Migration nichts zu tun haben. Doch das Thema durchdringt in Tschechien heute alles, es rahmt alles ein, einschließlich der Kommunalwahlen. Und Babiš beweist wieder einmal einen Riecher dafür, wie man Stimmungen aufgreift. Seine Äußerungen sind nahezu unglaublich: Kinder abzulehnen, die im Krieg ihre Eltern verloren haben - das ist nichts anderes als völliger Zynismus und ein absoluter Verlust des Gefühls für Humanität.“