Wie steht es um Ungarns Opposition?
Nachdem die EU-Abgeordneten sich für die Einleitung eines Strafverfahrens gegen Ungarn ausgesprochen haben, hat die ungarische Opposition vor dem Parlament in Budapest demonstriert. Ex-Premier Ferenc Gyurcsány rief dazu auf, so lange zu protestieren, bis die Regierung gestürzt ist. Journalisten beleuchten die Rolle Gyurcsánys und fragen sich, warum er nicht mehr Anhänger mobilisieren kann.
Orbáns erfolgloser Widersacher
Ferenc Gyurcsány ist leider der einzige potente Gegenpart zu Viktor Orbán, bedauert die linke Tageszeitung Népszava:
„Potent, aber trotzdem nicht effektiv und darum nicht gefährlich für den Diktator. Gyurcsánys Potenz ist so zu verstehen, dass er politisch vollkommen im Bilde ist und dass er die Situation der ungarischen und europäischen Politik gut analysiert. Auch seine Ideen kommen dem, was zu tun wäre und getan werden kann, am nächsten. Er ist ein brillanter Rhetoriker und hat bewiesen, dass er nicht totzukriegen ist. Und trotzdem kann er seine Anhängerschaft nicht vergrößern, schwer zu sagen, warum.“
Schlimmer geht es nicht mehr
Die Opposition gibt ein erschreckendes Bild ab, beklagt der linke Philosoph Gáspár Miklós Tamás bei hvg:
„Durch die erbärmliche Demonstration der Opposition, die Unhöflichkeiten und das Geschrei bei der Sitzung des Parlaments, durch den Furor der rechtsradikalen Terrormedien der Regierung und angesichts des billigen Spotts auf den Oppositionsportalen im Internet wurde klar: auch die pessimistischsten Visionen sind fröhliche Kabarettscherze im Vergleich zur politischen Realität. Und dann trat der Herr Abgeordnete Ferenc Gyurcsány auf die Bühne, um eine Parodie des Widerstandes aufzuführen. ... Herr Gyurcsány verteilte auf der kaum besuchten, sinnlosen Veranstaltung Plastikfässer mit dem Porträt des Premiers, damit seine Parteianhänger das Bild von Herrn Orbán mit Stöcken schlagen können. “