Black Friday: Hoch lebe die Konsumgesellschaft?
Am Freitag nach Thanksgiving bieten die Geschäfte in den USA traditionell zahlreiche Sonderangebote, Rabatte und Werbegeschenke an und läuten damit die vorweihnachtliche Einkaufssaison ein. Mittlerweile ist der Black Friday auch nach Europa und ins Internet übergeschwappt. Anlass für Kommentatoren, sich mit den geschäftlichen und spirituellen Auswirkungen der Rabattschlacht zu beschäftigen.
Archaische Götzenverehrung
Der Konsumrausch wird zum Kult, klagt Avvenire:
„Wenn jemand noch Zweifel daran hegt, dass unser Kapitalismus einer Religion sehr ähnlich geworden ist, dann reicht ein Blick ins Internet und in die größten Einkaufszentren, um zu begreifen, was los ist. An den Orten, an denen der Black Friday begangen wird, geschieht etwas, was einem religiösen Phänomen ähnelt. ... Denn auch der Kapitalismus hat ein wachsendes Bedürfnis nach Riten, Liturgien, Prozessionen, Liedern, heiligen Worten, Priestern und Gemeinschaften. ... Aber wenn wir genau hinschauen, sehen wir, dass jedem dieser 'heiligen' Elemente eine oder mehrere wesentliche Komponenten fehlen. Es ist eben dieser Mangel, die den Konsumkapitalismus von 'wahren' Religionen unterscheidet und ihn den Kulten archaischer Götzenverehrung näherbringt.“
Einkaufen bei echten Menschen
Am Black Friday kann sich der traditionelle Einzelhandel vom Internet absetzen, betont Kaleva:
„Auch wenn der Verkauf steigt, erzeugen die auf bis zu 50 Prozent heruntergesetzten Gebrauchsgüter keine Zunahme der Gewinne, so dass das Ergebnis unter dem Strich trotz der spektakulären Kampagne fast unverändert ist. … Die Ausweitung des Black Friday zeigt, welchen Umwälzungen insbesondere der traditionelle Einzelhandel in diesem Jahrzehnt ausgesetzt war. Im Zuge der Verbreitung von Bezahl-Apps hat der Internethandel seinen Anteil am Verbrauchermarkt immer weiter vergrößert. … Die traditionellen Einzelhandelsgeschäfte müssen jede Gelegenheit ergreifen, ihre Kunden zu treffen. Eine davon ist der Black Friday. Hoffentlich dient die Kampagne dazu, jene Kunden anzulocken, die sonst im Internet shoppen, und die dann den Wert fachkundiger und persönlicher Beratung erkennen.“