Deutschlands Moscheen: Zu viel Einfluss aus Ankara?
Beim größten deutschen Moscheenverband Ditib ist der niedersächsische Vorstand aus Protest gegen Einflussnahme aus Ankara zurückgetreten. Türkische Botschaftsvertreter hätten versucht, direkt auf die Arbeit des Vorstands Einfluss zu nehmen, sagte der zurückgetretene Vorsitzende Yilmaz Kilic. Kommentatoren finden, Deutschland sollte gezielt gegen türkische Einmischung vorgehen.
Fünfte Kolonne Erdoğans
Für die taz ist der Rücktritt ein ernstzunehmender Hilferuf:
„Wer bis dato immer noch der aberwitzigen Ansicht war, Ditib könnte ein ernsthafter Gesprächspartner in Sachen Integration sein, sollte spätestens jetzt seinen Irrtum einsehen. ... Anders als von ihr behauptet, war sie nämlich noch nie nur eine Religionsgemeinschaft, die sich um die religiösen Belange der in Deutschland lebenden Muslime kümmert. Von jeher bestimmt das dem türkischen Ministerpräsidenten direkt unterstellte Diyanet, das Präsidium für Religiöse Angelegenheiten, die Geschicke des Verbands. ... Es ist erfreulich, dass die Bundesregierung aktuell keine Projekte mehr fördert, die in der Trägerschaft der Ditib liegen. Doch das reicht nicht. Auf allen Ebenen sollte klargestellt werden: An einer fünften Kolonne des autokratischen Erdoğan-Regimes besteht kein Bedarf.“
Ankaras Ditib-Beamte endlich zurückschicken
Die Welt empfiehlt einen Blick darauf, wie Österreich seine Moscheen gesetzlichen Regeln unterwirft:
„Dort hat die Regierung unter dem SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann 2015 ein Islamgesetz verabschiedet, das 'eine positive Grundeinstellung gegenüber Gesellschaft und Staat' als Bedingung voraussetzt. Weiter heißt es, die 'Aufbringung der Mittel für die gewöhnliche Tätigkeit zur Befriedigung der religiösen Bedürfnisse ihrer Mitglieder' habe 'im Inland zu erfolgen'. Alle religiösen Funktionsträger aus dem Ausland hatten nach Inkrafttreten dieses Gesetzes ein Jahr Zeit, Österreich zu verlassen. Warum dauert es so lange, bis sich die Bundesregierung dazu durchringt? Ankaras Ditib-Beamte gehören in die Türkei.“