Tuđman-Denkmal erregt die Gemüter
In Zagreb ist eine vier Meter hohe Statue des ersten kroatischen Präsidenten Franjo Tuđman enthüllt worden. Das Denkmal sorgt für heftige Diskussionen im Land - Tuđman werden unter anderem Kriegsverbrechen während des Bosnienkrieges vorgeworfen. Auch die Presse nimmt das zum Anlass, über Tuđmans politisches Erbe und Kroatiens Gedenkkultur zu debattieren.
Falsche Anwälte für Menschenrechte
Diejenigen, die jetzt über Tuđmans Erbe diskutieren wollen, sind dieselben, die über Tito kein Wort verlieren, ärgert sich Večernji list:
„Über Geschmack streitet man nicht, sagt ein altes Sprichwort. Manche ziehen diese Denkmäler vor, andere jene, so wie manche Menschen kommunistische Diktatoren demokratisch gewählten Präsidenten vorziehen. Interessant aber ist, dass die Ersteren meist von denjenigen favorisiert werden, die lauthals für Pluralismus und Menschenrechte sind. Nichts davon gab es, während Tito über Kroatien als Teil Jugoslawiens herrschte. Doch verteidigen diese Menschenrechtler den nach ihm benannten Platz in Zagreb und sagen, man dürfe das nicht alles nur negativ sehen. ... Über Geschmack lässt sich nicht streiten, aber vielleicht darüber, wie sehr diese Menschen die Menschenrechte schützen und wie sehr sie versuchen, uns eine Ideologie unterzujubeln.“
Protest muss erlaubt sein
Während der Enthüllung der Statue ist ein Mann wegen lauter Protestrufe von Menschen aus dem Publikum geschlagen und anschließend wegen Ruhestörung festgenommen worden. 24 Sata ist empört:
„Er hat die Statue nicht mit etwas beworfen oder sie zerstört. Er hat nur laut seinen Unmut kundgetan. Das sollte in einem demokratischen Staat normal sein. Es sollte normal sein, gegen Denkmäler, Präsidenten, Premiers, die Regierung, selbst gegen 'Väter der Nation' zu protestieren. ... Franjo Tuđman hinterließ Verbitterung, Unrecht und ein umstrittenes politisches Erbe. Diejenigen, die dieses Denkmal errichtet haben, hätten mit Protesten rechnen müssen. Was wir jedoch nicht wussten, ist, dass Menschen wegen dieses Protests geschlagen und bestraft werden.“