Kämpfen chinesische Soldaten in russischer Armee?

Die ukrainische Armee hat in der Region Donezk zwei chinesische Soldaten gefangen genommen. Kyjiw will zudem Informationen haben, dass mindestens 155 weitere Chinesen in der russischen Armee kämpfen. Peking wies das als haltlos zurück. Es gibt Hinweise, dass sich die Festgenommenen in Russland freiwillig verpflichtet haben. Für Kommentatoren passt das dennoch in ein Bild, das Anlass zur Sorge bietet.

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NV (UA) /

Vorgetäuschte Neutralität

Chinas Worte und Taten gehen auseinander, schreibt der ukrainische Ex-Außenminister Wolodymyr Ohrysko in NV:

„Das beweist nur einmal mehr, dass China nicht unser Verbündeter ist. Wir haben es mit einem Land zu tun, das Lippenbekenntnisse zum Frieden, zur Regelung der sogenannten 'Ukraine-Krise' abgibt, ohne die Ursachen dieser 'Krise' zu nennen und ohne Russland als Aggressor zu bezeichnen. Stattdessen sagt es, dass sich Russland genauso wie die Ukraine an den Verhandlungstisch begeben und nach Kompromissen suchen soll. ... Das ist nicht die Haltung eines großen Landes, das ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats ist. Das ist die Haltung eines Landes, das den Aggressor unterstützt.“

Espreso (UA) /

Dialog mit Xi aufs Spiel gesetzt

Publizist Witalij Portnykow äußert in Espreso Zweifel, ob Kyjiws Umgang mit dieser heiklen Angelegenheit richtig war:

„Selenskyjs Entscheidung, die Gefangennahme chinesischer Staatsbürger durch die ukrainische Armee publik zu machen, bedeutet zweifellos das Ende eines jeden persönlichen Dialogs zwischen ihm und dem Präsidenten der Volksrepublik China. Denn Xi Jinping wird nun der Meinung sein, dass der ukrainische Präsident ihn in eine missliche Lage gebracht hat. ... Auch die diplomatischen Kontakte zwischen den Außenministerien der Ukraine und Chinas dürften bald eingestellt werden, eben weil Kyjiw Peking auf frischer Tat ertappt und das auch noch der ganzen Welt mitgeteilt hat.“

Irish Independent (IE) /

China hält Russland über Wasser

Soldaten hin oder her - für Irish Independent klar, an wessen Seite Peking steht:

„China hat Wladimir Putins Kriegsmaschinerie im Alleingang am Laufen gehalten. ... Die beiden Länder verbindet das, was sie 'grenzenlose Freundschaft' nennen. ... China ist ein wichtiger Lieferant von CNC-Maschinen, die für die Herstellung von Raketen und anderen Rüstungsgütern unerlässlich sind. Das Land liefert rund 70 Prozent der an Moskau verkauften Präzisionswerkzeugmaschinen und hält damit die von Sanktionen betroffene russische Rüstungsindustrie über Wasser ... . China mag Neutralität beanspruchen, doch hinter den Kulissen ist es einer der wichtigsten Kriegsakteure.“

Postimees (EE) /

Vielleicht gibt das Washington zu denken

Diese Nachricht könnte möglicherweise etwas an den US-Plänen ändern, Soldaten aus Polen abzuziehen, so Postimees:

„Sollte sich eine Beteiligung Chinas bestätigen, ist klar, dass der Ukraine-Krieg ein globaler Konflikt ist und die USA eindeutig besorgt sein sollten. Bekanntlich betrachteten die Amerikaner den Krieg in der Ukraine und ihre Konfrontation mit China als zwei getrennte Themen. Jetzt ist es möglich, dass beide Dinge zusammenkommen, und die erwartete Konfrontation mit China in Osteuropa stattfinden könnte und nicht wie bisher angenommen um Taiwan. Es wäre also nicht sinnvoll, Truppen aus Osteuropa abzuziehen.“