Brexit: Verhandlungen in der Sackgasse
Der 29. März 2019 ist Stichtag für den Brexit - doch noch immer zeichnet sich im britischen Parlament weder eine Mehrheit für einen geordneten EU-Austritt noch für ein zweites Referendum ab. In Brüssel und London bereitet man deshalb nun einen Notfallplan für das No-Deal-Szenario vor. Für Kommentatoren waren die Brexit-Verhandlungen ein Trauerspiel - mit lediglich einem kleinen Lichtblick.
Aussöhnung ist besser als brutale Scheidung
Angesichts der verfahrenen Situation hofft Večer, dass beide Seiten aufeinander zugehen:
„Eine gewinnbringende Lösung ist kaum erkennbar. Ein harter Brexit würde Chaos bringen, ein weicher vielleicht den Zerfall Großbritanniens, denn die Schotten und auch die Nordiren würden sich lieber weiterhin als Teil der Europäischen Union sehen. Ein erneutes Referendum würde fast sicher zur Niederlage der regierenden Konservativen bei den nächsten Wahlen führen. Doch manchmal ist eine schlechte Aussöhnung von zerstrittenen Ehepartnern besser als eine brutale Scheidung.“
Austritt aus dem Club hat hohen Preis
Großbritannien erlag seinen Illusionen, stellt De Volkskrant fest:
„Die 'No-Dealers' versprachen ein Paradies außerhalb der EU, in dem die Briten viel günstigere Handelsverträge schließen können. Hatten sie nicht gesehen, wie Präsident Trump Amerikas Handelspartner behandelt? Von Anfang an war klar, dass Großbritannien in jedem Fall einen Preis für das Verlassen des Clubs bezahlen muss. ... Die Briten sind selbst verantwortlich für die Folgen ihrer Entscheidungen. Aber die Auseinandersetzung um den Brexit kennzeichnet das Klima, das die EU in der nächsten Zeit erwartet. ... Selbst wenn es auf ein zweites Referendum und ein Ja-Votum für die EU hinauslaufen sollte, wird es eine sehr ungemütliche Ehe.“
Lehrstunde für britische Träumer
Die Brexit-Verhandlungen haben den Briten zumindest die Augen geöffnet, analysiert Financial Times:
„Britische Politiker, Journalisten und Wähler hatten viel zu lange eine offenkundig verdrehte Sicht des eigenen Landes als unverzichtbarer Global Player. Nun ist das Land gezwungen, die schmerzliche Wahrheit zu akzeptieren, doch nicht so herausragend zu sein, wie man gerne geglaubt hat. ... Um sich mit diesem neuen Status ab- und zurechtfinden zu können, müssen unsere Medien und unsere Politiker der Wahrheit ins Auge blicken. Und dies erfordert einen Hauch von Demut. Wenn der Brexit Großbritannien hilft, die eigene Bedeutung auf globaler Ebene realistischer einzuschätzen, dann könnte aus diesem Trauerspiel noch etwas Gutes entstehen. Und doch ist es eine äußerst kostspielige Lehrstunde.“