Hackerangriff: Warnschuss für deutsche Politik?
Ein groß angelegter Hackerangriff auf Hunderte deutsche Politiker und Prominente ist am Freitag durch Medienberichte öffentlich geworden. Die Behörden bestätigten, dass unter anderem Telefonnummern, Adressen, Kopien von Mietverträgen und Sprachnachrichten via Twitter ins Netz gestellt wurden. Bei Journalisten schrillen angesichts dessen die Alarmglocken.
Firmen endlich zum Schutz unserer Daten zwingen
Um solchen Cyberangriffen künftig vorzubeugen, muss die Politik endlich ein entsprechendes Regelwerk durchsetzen, fordert der Deutschlandfunk:
„Sicherheitsupdates sollten bei allen Geräten mit Netzwerkfunktionen für die gesamte Lebensdauer verpflichtend vorgeschrieben werden. Und Internetdienste verpflichtet werden, zum einen ihre Server ausreichend gegen Hacker-Attacken abzusichern – aber auch einzelne Benutzerkonten besser vor dem Ausspähen von Daten zu schützen. Die Möglichkeit für wiederholtes Ausprobieren von unterschiedlichen Passwörtern sollte genauso tabu sein wie vermeintliche Sicherheitsabfragen nach dem Geburtsnamen der Mutter oder dem Namen des Haustieres. ... Hier müssen die Regeln für die Produkthaftung dringend verschärft werden und im Zweifelsfall sollten hohe Strafen dafür sorgen, dass die Firmen endlich mehr Geld in den Schutz unserer Daten stecken.“
Umdenken wie die USA nach 9/11
Nach diesem Angriff muss Deutschland seine Verteidigungspolitik auf den Prüfstand stellen, findet news.bg:
„So wie die USA nach 9/11 ihre Politik im Bereich der Sicherheit und der Terrorgefahren von Grund auf verändert haben, muss nun auch Deutschland seine Sicherheit in die eigenen Hände nehmen, unabhängig davon, wer hinter dem Angriff stand. Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung dafür sorgt, dass Deutschland, wie 2014 in Wales beschlossen, seine Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöht. ... Die Hackerattacke ist eindeutig ein militärischer Cyber-Angriff. Militärische Handlungen finden immer häufiger im virtuellen Raum statt. Die Probleme, die sie verursachen, sind jedoch völlig real.“
Politiker als Freiwild
Dass derlei Angriffe Menschen davon abhalten könnten, ein öffentliches Amt auszuüben, fürchtet The Guardian:
„Die schelmische, anarchistische Mentalität, die hinter den Hackerangriffen in Deutschland zu stehen scheint, wirkt eher wie Vandalismus denn wie eine gewaltsame Attacke. Und doch müssen die Angriffe für die Opfer schockierend und erschreckend sein. ... Wenn Politiker bei solchen Angriffen wie Freiwild gesehen werden, wenn man banale, unspektakuläre Details aus ihrem täglichen Leben zur Schau stellt, damit Vorbeigehende sie begaffen können, dann hat das vermutlich eines zur Folge: Immer weniger normale, anständige Menschen werden in die Politik gehen wollen.“