Franzosen spenden für Schläger von Polizisten
Der ehemalige Profiboxer Christophe Dettinger hat am Samstag in Paris bei den Gelbwestenprotesten auf Polizisten eingeschlagen. Videoaufnahmen zeigen die Szenen. Weil ihm dafür nun eine Gefängnisstrafe droht, haben Unterstützer bei einer Online-Spendenaktion an nur einem Tag knapp 120.000 Euro für die Anwaltskosten eingesammelt. Frankreichs Presse ist in Aufruhr.
Unsere Werte stehen Kopf
Frankreichs ethische Grundlagen sind aus den Fugen geraten, sorgt sich La Croix:
„Dass die Initiative so erfolgreich war, zeugt von der Verwirrung, die derzeit in unserem Land herrscht. Geld wird normalerweise gesammelt, um Opfern zu helfen. In dieser merkwürdigen und tristen Verdrehung von Werten erhält nun ein Aggressor Unterstützung. Es ist höchste Zeit, dass wir alle wieder zur Vernunft kommen. Für die Anliegen der Gelbwesten können solche absurden Ereignisse das Aus bedeuten.“
Spendenaktion ist Ausdruck von Freiheit
Mounir Mahjoubi, Staatssekretär für Digitales, äußerte sich auf Twitter empört über die Spendenaktion. Auch von der Polizeigewerkschaft kam Kritik. Contrepoints sieht damit die Meinungsfreiheit attackiert:
„Das Internet bietet noch ein paar Nischen der Freiheit, von welchen sich Politiker beengt fühlen, die sich nichts sehnlicher wünschen als brave und fügsame Bürger sowie ein endlich reguliertes Internet, in dem es nur die von ihnen eingeräumten Freiräume gibt (will heißen: fast keine). Diese Freiheiten sind jedoch so wichtig wie die Meinungsfreiheit selbst. Und sie sind unverhandelbar. Die Freiheit, einen Standpunkt zu äußern, egal, in welche Richtung er geht, oder an einer Spendenaktion teilzunehmen, egal, wofür, sollte so selbstverständlich sein wie eine echte Erziehung, eine Erziehung der Kinder zu kritisch denkenden Bürgern.“