Tajani erzürnt Kroatien und Slowenien
Bei einer Gedenkfeier für Italiener, die zwischen 1943 und 1945 aus Rache von jugoslawischen Partisanen umgebracht wurden, hat EU-Parlamentspräsident Tajani das "italienische Istrien" und das "italienische Dalmatien" hochleben lassen. Beide Regionen gehören seit Kriegsende zu Jugoslawien und nun zu dessen Nachfolgern Slowenien und Kroatien. Nicht nur die Staatschefs dieser Länder sind außer sich.
Gefährlicher Revisionismus
Die Äußerung Tajanis lässt sich durch nichts rechtfertigen, schimpft Jutarnji list:
„'Es lebe das italienische Dalmatien' hat in jedem Kontext nur eine Bedeutung: der Präsident des EU-Parlaments meint, dass Zara (Zadar) nur vorübergehend in Kroatien liegt. Damit zerstört er alle Werte, die er als Chef der einzigen gewählten Institution der EU kompromisslos verteidigen müsste. ... Ein Skandal wie damals, als Silvio Berlusconi im EU-Parlament Martin Schulz als 'KZ-Kapo' bezeichnete. Falls es jemand nicht wissen sollte: Tajani kommt aus der Partei, der Berlusconi noch immer vorsitzt. Und Berlusconi sieht Tajani als künftigen Premier Italiens.“
Populismus hat immer die gleichen Ursachen
Der Wirtschaftswissenschaftler Jože P. Damijan fühlt sich durch Tajanis Rede an die dunklen Zeiten Mussolinis erinnert. In seinem Blog zeigt er Parallelen zu damals auf:
„Der damalige Populismus hat die gleichen Wurzeln wie der heutige Populismus in Italien und anderswo in Europa. In beiden Fällen ist die verstärkte soziale Unzufriedenheit aufgrund der langjährigen wirtschaftlichen Misere der Grund. … In solchen Verhältnissen kommen Messiasse und Populisten an die Oberfläche, die die Ursachen und Schuldigen außerhalb suchen und einfache Lösungen anbieten. Das eigene Volk wird als Opfer dargestellt und darauf wird der eigene Erfolg aufgebaut, der dann durch eine verstärkte Tendenz von Aggression nach außen aufrechterhalten wird.“