Tausende protestieren gegen Vučić in Serbien
Seit Dezember demonstrieren in Serbien immer wieder Tausende Menschen gegen Präsident Vučić. Sie werfen ihm einen zunehmend autokratischen Regierungsstil vor und kritisieren Einschränkungen der Pressefreiheit. Vučić kündigte an, hart gegen die Regierungskritiker vorzugehen. Die Presse wirft einen differenzierten Blick auf die Proteste.
Wer ist hier faschistisch?
Vučić bezeichnete die Teilnehmer der Massendemonstrationen in Belgrad als "Faschisten" und "Randalierer", was Duma scharf kritisiert:
„Es ist primitiv, Zehntausende Menschen, die gegen gesellschaftliche Missstände protestieren, als Faschisten, Oligarchen und Randalierer zu beschimpfen. Die Serben klagen unter anderem über die Zensur, die Vučić den Medien schon in seiner Zeit als Premierminister auferlegt hat. Das Staatsfernsehen hat die aktuellen Proteste ignoriert und deshalb wollten sich die Demonstrierenden Zugang zum Sender verschaffen. Laut Vučić können hinter einer solchen Aktion nur Faschisten und Oligarchen stecken. Ist es aber nicht umso mehr faschistisch, die Stimme des protestierenden Volkes zu unterdrücken?“
Demonstrationen ohne klares Ziel
Was die Demonstranten - außer einem Rücktritt Vučićs - eigentlich erreichen wollen, fragt sich Večernji list:
„Die Frage ist, ob im 21. Jahrhundert die Straße die Lösung bietet für politische Probleme, die sich seit Jahren auftürmen. ... Viele Beschwerden der Opposition sind zutreffend, zum Beispiel über die Medienblockade oder unklare Wahlregeln. Gleichzeitig sind die Grundforderungen der Demonstranten unbekannt, genauso wie deren Wählerpotential, da Vučić und seine Partei regelmäßig die Wahlen in Serbien gewinnen. ... Selbst nach den neuesten Umfragen würde [Vučićs Partei] SNS haushoch siegen. Nach allem bleibt die Hoffnung, dass es endlich zu normalen Gesprächen kommen wird, um unschöne Szenen zu vermeiden.“