Türkei: Damoklesschwert US-Sanktionen abgewandt?
US-Präsident Trump hat gesagt, dass er im Streit um Ankaras Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 eine Lösung finden will. Die USA hatten zuvor Sanktionen angedroht, da sie fürchten, dass durch den Kauf Nato-Militärinformationen in russische Hände gelangen könnten. Türkische Kommentatoren sind uneins, was die Äußerung Trumps für die angeschlagene Wirtschaft des Landes bedeutet.
Das Horrorszenario wird nicht eintreten
Die Türkei kann aufatmen, freut sich Karar:
„Trump hat zwar nicht gesagt, dass die Sanktionen unter dem Titel CAATSA (Countering America's Adversaries Through Sanctions Act) vom Tisch sind, aber er hat der Türkei Recht gegeben. Und seine Aussagen werden verbindlich sein. Der US-Präsident muss die Sanktionen aufgrund der US-Vorschriften anwenden, aber es werden sanfte Varianten ausgewählt werden. Das bedeutet, dass das Horrorszenario sehr wahrscheinlich nicht eintreten wird. Trump wird vermutlich auch von der Option einer Aufschiebung der Sanktionen, die gleich nach der Lieferung der S-400 greifen, Gebrauch machen. Eine solche Haltung wird den politischen Effekt der Sanktionen abschwächen.“
Alles noch zu vage
Hürriyet Daily News fühlt sich hingegen nach Trumps Äußerungen noch nicht auf der sicheren Seite:
„Wie die Türkei und die USA die Geschichte letztlich wahrnehmen werden, ist immer noch voller Unwägbarkeiten, selbst nach dem mit hohen Erwartungen verknüpften Meeting zwischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan und US-Präsident Donald Trump am Wochenende in Osaka. ... Trumps Antworten auf die Frage, ob der Türkei Sanktionen auferlegt werden oder nicht, spiegeln seinen Status als US-Präsident wieder. Obwohl er in Bezug auf die Hauptursachen für diesen Disput auf der Seite von Erdoğan stand und die frühere US-Administration beschuldigte, konnte er Sanktionen nicht einfach so ausschließen.“