E-Roller: Zukunftstechnologie oder Zumutung?
Nach und nach werden Tretroller mit Elektromotor in vielen europäischen Ländern zugelassen. Nicht nur bei Touristen erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Doch Berichte über zum Teil schwere Unfälle nähren Befürchtungen, dass der Straßenverkehr mit den flotten Flitzern unübersichtlicher und gefährlicher werden könnte.
Stilvoller Umweltschutz
Für eine Zulassung der elektrischen Roller in Irland macht sich The Irish Times stark:
„E-Roller sind in Irland derzeit verboten. Wer sie auf öffentlichen Plätzen verwendet, dem droht eine Strafe von 60 Euro und zusätzlich ein Strafpunkt im Verkehrszentralregister. Die irische Polizei hat Bedenken bezüglich der Verwendung der E-Roller, weil sie die Sicherheit auf den Straßen gefährdet sieht. Sie mögen lediglich eine Modeerscheinung sein, die bald wieder verschwindet - vor allem dann, wenn der Gebrauch sehr stark reguliert wird. Doch als bahnbrechende Entwicklung bieten die Roller eine günstige, stilvolle und umweltfreundliche Form des Pendelns. Mit der richtigen Regulierung und Selbstdisziplin könnten sie das urbane Leben in Irland in sinnvoller Weise bereichern.“
E-Roller-Fahrer brauchen klare Regeln
24 Chasa bemängelt, dass in Bulgarien Gesetze und Verkehrsregeln für E-Scooter fehlen:
„Die E-Tretroller erobern die Straßen und Bürgersteige der großen bulgarischen Städte. Die Verkehrspolizei hat bereits gewarnt, dass Tretroller-Fahrer, die auf der Straße erwischt werden, mit Führerscheinverlust und saftigen Geldstrafen zu rechnen haben. Allein mit Strafen zu drohen ist aber nicht hilfreich. Die Tretroller sind Teil unseres Alltags, aber nicht Teil der Straßenverkehrsordnung. Dieses rechtliche Vakuum muss aufgelöst werden. Es muss reglementiert werden, was man im Verkehr mit den E-Tretrollern machen darf und was nicht. So werden die Tretroller-Fahrer nicht von vornherein als Verkehrssünder wahrgenommen, sondern es werden klare Regeln für sie gelten.“
Städteplanung muss sich anpassen
In Tallinn stehen seit einigen Wochen 400 E-Roller zum Verleih bereit. Õhtuleht bereitet dies Sorge:
„Betrachtet man die Entwicklung in anderen Städten, muss man schlussfolgern, dass die Trennung von E-Rollern und Fußgängern die sicherste Lösung wäre. Doch in Tallinn würde das ein klares Umdenken in der Stadtplanung erfordern: Auf die Autospuren sollte man die Roller nicht verlegen (man braucht sich nur die unbequeme Situation der Radfahrer zwischen den Autos anschauen), an Radwegen mangelt es aber ganz offensichtlich. Umso mehr sollte uns beunruhigen, dass der neue Bürgermeister Mihhail Kõlvart sich spürbar von der Vision einer fußgängerfreundlichen Stadt entfernt und stattdessen den Autoverkehr fördern will.“
Verbot wäre Zeichen der Unfähigkeit
Als Herausforderung, der man sich stellen muss, sieht Journalist Florin Budescu in România Liberă die Scooter:
„Der E-Roller-Fahrer fühlt sich einer Maschine gleich. Er fährt neben und zwischen den Autos mit, er verhält sich so, als ob er mit deren Geschwindigkeit mithalten könnte und schafft so riesige Probleme im Verkehr. So klein wie der E-Roller ist, ist er im Rückspiegel schwer auszumachen und kann jederzeit von einem Auto angefahren werden. Doch bin ich zutiefst dagegen, dass er verboten wird. Die lokalen Behörden müssen sich den Zeiten anpassen und Sonderwege für Fahrräder und Roller schaffen. Das ist die Lösung. Ein Verbot hingegen ist ein Zeichen für die Unfähigkeit, zu verwalten. Und wer sich den Zeiten nicht anpasst und Lösungen findet (wie Verhaltensregeln in der Straßenverkehrsordnung ...) trägt die Verantwortung für die Opfer, die es geben wird.“
Touris sind wie die Irren unterwegs
Mladá fronta dnes verflucht die trendigen fahrbaren Untersätze:
„Vor einem knappen Jahr tauchten die Dinger erstmals in Prag auf. Sie sind, gelinde gesagt, eine Katastrophe. Sie werden keineswegs von den Einheimischen mal schnell auf dem Weg zur Arbeit, in die Schule oder zum Einkaufen genutzt. Nein, mit ihnen fahren überwiegend junge Touristen - und das zum reinen Spaß. Sie sind wie die Irren unterwegs, selbst im dichtesten Verkehr. Für jedes andere Verkehrsmittel gibt es Vorschriften, für die E-Roller nicht. Die Rücksichtslosigkeit ihrer Nutzer zeigt sich auch beim Parken. Die Dinger werden stehen gelassen, wo es gerade passt. Meistens stehen sie mitten im Weg rum. Die Verleiher wollen die Nutzer jetzt anhalten, mehr Rücksicht zu nehmen. Doch es wird sich nichts ändern. Die E-Roller haben all ihre Probleme schon in der DNA.“
Nicht pauschal ablehnen
Dass auf die Vorteile neuer Technologien in Europas Großstädten nicht verzichtet werden kann, meint hingegen das Onlineportal Fora.ie:
„Mit E-Rollern steht uns eine Technologie zur Verfügung, die massiv dazu beitragen kann, die Verkehrsüberlastung zu verringern und die Fortbewegung in Städten wie Dublin zu erleichtern. ... Die Bevölkerung schafft bereits Fakten: E-Roller sind als Transportmittel in Dublin sinnvoll und gefragt. ... Neue Technologien wie E-Roller werden oft als 'störend' bezeichnet. Doch das ist verkehrtes Denken. Bei E-Rollern sollten wir nicht diskutieren, ob diese erlaubt werden sollten. Wir sollten uns vielmehr fragen, wie wir sie sinnvoll einsetzen und von den Vorteilen profitieren können, die sie offensichtlich bieten.“
Explosiver Billigschrott
Rzeczpospolita bereitet die harte Konkurrenz im E-Scooter-Segment Sorge:
„Die jüngste Explosion einer Elektroroller-Batterie im Warschauer Stadtteil Gocław und ein ähnlicher Vorfall in Posen haben die Sicherheit der Fahrzeuge in den Fokus gerückt, die in dieser Saison sehr beliebt sind. … Man muss nur kurz auf Youtube schauen, um Dutzende Videos solcher Explosionen zu finden, die Internetnutzer hochgeladen haben - von China bis in die USA. Die Gründe liegen, wie auch Branchenexperten bestätigen, vor allem in der Verarbeitungsqualität. Die billigsten auf dem chinesischen Markt erhältlichen E-Roller sind sogar zehnmal billiger als die 'Originale', was vor allem jene zum Kauf animiert, für die der Preis das ausschlaggebende Kriterium ist.“