No-Deal-Brexit: Nun kommt die Angst
Engpässe bei Lebensmitteln, Medikamenten und Benzin, Zollkontrollen und Staus, Proteste und Unruhen - ein gegenüber der Sunday Times geleaktes internes Regierungsdokument skizziert gravierende mögliche Folgen eines No-Deal-Brexit. Abgeordnete des britischen Parlaments forderten bereits ein vorzeitiges Ende der Sommerpause. Große Sorge spiegelt sich auch in Europas Kommentarspalten.
Briten vor dem Schuss ins eigene Knie warnen
Die EU-Staaten sollten die Briten warnen, urteilt Der Standard:
„An Häfen würden sich Lastwagen stauen, Zuckerkranken und Grippe-Gefährdeten müssten abgelaufene Medikamente gespritzt werden, Lebensmittel würden über Nacht teurer, zwei wichtige Raffinerien wären von der Schließung bedroht. Polizei und Armee sähen sich mit Unruhen konfrontiert, nicht zuletzt an der inneririschen Grenze, deren Offenhaltung London eigentlich versprochen hat. Der Premierminister beschwört den No Deal als Druckmittel gegenüber Brüssel: Die EU werde in der Frage des irischen Backstop nur nachgeben, wenn das Chaos glaubwürdig sei. Aber selbst wenn die 26 EU-Partner Irland im Stich lassen wollten, wäre keineswegs gesichert, dass das Unterhaus dem Austrittsvertrag zustimmen würde. Johnson spielt mit dem Feuer. Paris und Berlin sollten ihm dies in aller undiplomatischer Deutlichkeit sagen.“
Duell der Verantwortungslosigkeit
Boris Johnson und die EU verhalten sich beim Thema Brexit so verantwortungslos wie James Dean und sein Herausforderer Buzz beim Autorennen auf der Kinoleinwand, bangt L'Opinion:
„Wohin führt uns das Ganze? An den Rand des Abgrunds - zunächst. Ein bisschen wie in einer der legendären Szenen aus dem Film '… denn sie wissen nicht, was sie tun': der Mutprobe. James Dean fordert einen Rivalen in einem Autorennen heraus, bei dem sie mit Vollgas auf eine Klippe zurasen. ... Beide wissen sehr wohl, dass dort der Abgrund lauert, und jeder hofft, dass der Andere zuerst schwach wird. Unnötig, sie an die Gefahren zu erinnern. Da bleibt einem nichts anderes übrig, als die Daumen zu drücken und zuzuschauen, wer wohl dem anderen helfen wird, das Gesicht zu wahren.“