Angebliche russische Spione in Bulgarien verhaftet
In Bulgarien ist Nikolaj Malinow, Leiter der "Russophilen Bewegung", verhaftet worden. Ihm und anderen Mitgliedern der Nichtregierungsorganisation wird vorgeworfen, für Russland spioniert zu haben, mit dem Ziel, Bulgarien von seinen westlichen Verbündeten weg zu treiben. Russlands Außenministerium warnte daraufhin Sofia vor einer Verschlechterung der Beziehungen. Was steckt dahinter?
Alles nur Wahlkampf
Dass Bulgarien ausgerechnet jetzt schlechte Stimmung gegen Russland macht, könnte mit den im Oktober bevorstehenden Kommunalwahlen zusammenhängen, meint der bulgarische Dienst der Deutschen Welle:
„Vermutlich wirft die Regierung bloß Rauchbomben vor den Wahlen, um sich die Stimmen der [überwiegend skeptisch gegenüber Russland eingestellten] Sofioter Stadtbevölkerung zu sichern. Ohne sie wird [die Regierungspartei] Gerb in Sofia verlieren. Das ist zwar verständlich und es ist an sich nichts Schlimmes, wenn Politiker ihre Positionen ändern, um die Erwartungen der Öffentlichkeit an sie zu erfüllen. Aber nur sofern es sich um folgerichtige Politik handelt und nicht um Wahltricks. Falls die Wahlen der einzige Grund [für die Festnahmen] sind und keine ernsthafteren Hinweise in Richtung Spionage oder Geldwäsche vorliegen, wird sich das Ganze zu einer Farce entwickeln.“
Malinow ist doch nur ein kleiner Fisch
Die Spionageermittlungen der bulgarischen Staatsanwaltschaft gehen nicht weit genug, findet Club Z:
„Es gibt viel wichtigere Player als Malinow, die Russlands Interessen in der bulgarischen Wirtschaft, Politik und bei Entscheidungen der staatlichen Institutionen durchsetzen. Kaum jemand zweifelt ernsthaft daran, dass Moskau ein gut eingearbeitetes Netzwerk von Agenten in Bulgarien hat, das ununterbrochen einen massiven Hybridkrieg führt und Russlands wirtschaftliche und geopolitische Interessen im Land durchsetzt. ... Nikolaj Malinow sitzt nur an der Spitze des Eisbergs russischer Interessen in Bulgarien.“