Zerstörte Kabel: Was passiert gerade in der Ostsee?

Binnen weniger Stunden sind zwei Untersee-Datenkabel in der Ostsee beschädigt worden. Schwedische und weitere europäische Sicherheitsbehörden ermitteln wegen mutmaßlicher Sabotage. Ein chinesischer Frachter und mehrere weitere Schiffe, darunter auch ein russisches, die im fraglichen Zeitraum in der Nähe der Kabel waren, werden überwacht. Für Europas Presse gibt es einen klaren Verdächtigen – und Handlungsbedarf.

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Gazeta Wyborcza (PL) /

Putin macht seine Verhandlungsposition deutlich

Gazeta Wyborcza sieht einen ersten Schritt Russlands im Hinblick auf mögliche Gespräche zur Beendigung des Kriegs:

„Russland bereitet weitere Sabotageakte in Europa vor – es ist kein Zufall, dass gerade jetzt Kabel auf dem Grund der Ostsee beschädigt wurden – und zählt die Tage bis zum Amtsantritt von Donald Trump. Dann erwartet Putin Gespräche zur Beendigung des Konflikts. Die Bedingungen, die er laut Medienberichten anbieten wird, sind schwer zu akzeptieren. Russland will behalten, was es an sich gerissen hat, und die Garantie dafür erhalten, dass die Ukraine nicht der Nato beitreten wird. Biden würde auf ein solches Diktum Putins mit zwei Worten reagieren. Doch was wird Trump tun?“

LRT (LT) /

Bedrohlicher Zusammenschluss von Diktatoren

Für LRT-Kolumnist Rimvydas Valatka ist der Krieg damit ein Stück weiter an Litauen herangerückt:

„Das tapfere ukrainische Volk wird die nächsten tausend Tage dieses Krieges nicht überstehen – zu isoliert, zu ungleich in der Stärke, um dem Zusammenschluss von Diktatoren aus aller Welt standzuhalten. Und wenn das geschieht, wird das faschistische Russland seinen Krieg nach Litauen und nach ganz Europa tragen. Die Bedrohung ist bereits spürbar: Die nahezu zeitgleiche Beschädigung der Kabel zwischen Finnland und Deutschland sowie zwischen Litauen und Schweden ist kein Zufall.“

Postimees (EE) /

Moskau will kein Nato-Binnenmeer

Postimees mahnt:

„Die jüngste Sabotage von Unterseekabeln in der Ostsee zeigt, dass sich der hybride Krieg in unserer unmittelbaren Nachbarschaft verschärft. Estland und seine Verbündeten müssen ruhig und wachsam bleiben. ... Eine der größten geopolitischen Verschiebungen in dieser Zeit waren die Nato-Beitritte Finnlands und Schwedens. Damit ist die Ostsee im Wesentlichen zum Binnenmeer der Nato geworden. Das kann Moskau natürlich nicht gefallen, und da ein konventioneller Krieg in der Region im Moment nicht infrage kommt, werden Techniken der hybriden Kriegsführung eingesetzt. ... Für Estland und seine Verbündeten gibt es nur eine Antwort auf diesen hybriden Krieg: mehr Zusammenarbeit und die tatsächliche Nutzung der Ostsee als Binnenmeer der Nato.“

France Inter (FR) /

Beliebte Ziele in hybriden Kriegen

Auf France Inter erklärt Kolumnist Pierre Haski den Kontext eines möglichen Sabotageakts:

„Russland ist nun der einzige Anrainer der Ostsee, der nicht Nato-Mitglied ist. Und kritische Infrastrukturen wie Unterseekabel sind zu beliebten Zielen in 'hybriden Kriegen' geworden. ... Sollte sich bestätigen, dass diese beiden Kabel von einer feindlichen Macht sabotiert wurden, wäre dies eine weitere Eskalation in einer zerrütteten Welt – und sicher nicht die letzte.“

Deutschlandfunk (DE) /

Kritische Infrastruktur besser schützen

Der Deutschlandfunk weiß, was künftig zu tun ist:

„Es muss mehr für die Sicherheit von Kabeln und Pipelines getan werden. Angreifer müssen besser erkannt werden und Schuldzuweisungen fürchten. Wann immer russische und chinesische Schiffe auf Nord- und Ostsee fahren, müssen sie von Drohnen oder Schiffen begleitet werden, um ihren Standort jederzeit gesichert zu erfassen. Auch Kabel und Pipelines selbst könnten mit mehr Sensorik ausgestattet werden, um Einwirkungen und Annäherungsversuche schneller zu melden. Und weil Sabotage dennoch nicht ganz vermeidbar bleiben wird, braucht es mehr Schiffe, die im Ernstfall die Schäden schnell beheben. Der Schutz kritischer Infrastruktur muss uns diese Investitionen wert sein.“