Totengedenken an Allerheiligen
In den katholischen Gegenden Europas gedenken an Allerheiligen viele Menschen der Toten. Gräber werden am 1. November mit Lichtern und Blumen geschmückt, vielerorts ist der Tag ein Feiertag. Auch Kommentatoren nehmen sich des Themas Tod an und beschreiben, wie unterschiedlich der Umgang damit ist.
Neuer Pragmatismus auf dem Friedhof
Gazeta Wyborcza findet bemerkenswert, wie sich der Umgang mit dem Tod im Nachbarland verändert:
„In Deutschland verändert sich die Bestattungskultur radikal. Laut Untersuchungen will nur noch ein Viertel der Bürger, dass ihre Asche in eine Urne oder ihr Körper in ein traditionelles Grab gelegt wird. Immer mehr Menschen wünschen sich, dass ihre Bestattung die Angehörigen nicht belastet. Zunehmend beliebter werden anonyme Bestattungen, bei denen beispielsweise Asche auf einer Friedhofswiese verstreut wird.“
Grabpflege als Kompensation
Einen regelrechten Grabpflegekult beobachtet in Litauen der Ethnologe Libertas Klimka und zeigt sich darüber im Interview mit Lrt befremdet:
„Was sollen die alten Menschen in der Stadt auch sonst tun? Ihre einzige Sorge ist, die Grabstätten ihrer Nächsten zu pflegen. Deswegen wird oft übertrieben, auf der Grabstätte entsteht ein Blumengarten, der dann alle paar Tage gegossen werden muss. ... Und wenn die Menschen mehr Geld als Verstand haben, dann bauen sie sehr prachtvolle Denkmäler, versuchen, andere in Staunen zu versetzen und die Denkmäler im Umkreis zu überbieten. Es ist eine Art Kompensation.“
Tabuthema Tod steht Organspenden im Weg
Bislang denken noch zu wenige Menschen an die Möglichkeit, durch ihren Tod anderen zu helfen, findet Le Quotidien:
„Auch ohne sich in religiöse oder spirituelle Sphären zu begeben, gibt es sehr wohl ein Leben nach dem Tod. Ein Sterbefall kann nämlich anderen Patienten, die zwischen Leben und Tod schweben, eine neue Chance bieten. Seit Ende 1982 betrachtet das Gesetz jede in Luxemburg wohnhafte Person als Organspender. ... In der Realität sind Organspenden im Großherzogtum jedoch weiterhin selten. ... Der Mangel an Organen, der vom Gesundheitsministerium als 'alarmierend' bezeichnet wird, deutet auf die Verlegenheit hin, die der Tod in unseren Gesellschaften auslöst. Diese Geste der Großzügigkeit und der Solidarität ist noch nicht in unseren Sitten verankert.“