Jeff Bezos: Milliardär gegen Klimawandel
Amazon-Gründer Jeff Bezos, mit einem Vermögen von 130 Milliarden Dollar der reichste Mann der Welt, will mit seinem neu gegründeten Bezos Earth Fund 10 Milliarden Dollar in den Klimaschutz und die "Rettung des Planeten" investieren. Schon diesen Sommer soll das erste Geld fließen, kündigte Bezos auf Instagram an. Medien aus Europa sehen die Pläne überwiegend skeptisch.
Ein Schritt nach vorne, zwei zurück
Gazeta Wyborcza argwöhnt, dass es bei der Absichtserklärung bleibt:
„Dies ist nicht Bezos' erste pro-ökologische Erklärung. Letzten September versprach er, dass sein Unternehmen bis 2030 zu 100 Prozent erneuerbare Energiequellen nutzen und bis 2040 klimaneutral sein wird (also nicht mehr schädliche Gase ausstoßen wird, als die Umwelt absorbieren kann). Amazons Fahrzeugflotte soll ebenfalls um 100.000 Elektroautos erweitert werden. ... Umweltschützer haben darauf hingewiesen, dass auf diese großen Erklärungen keine konkrete Taten folgten. Ihrer Meinung nach macht Amazon stattdessen mit Entscheidungen wie der Unterstützung von Konzernen wie BP oder Shell einen Schritt nach vorne und zwei zurück.“
Rätselhafte Philanthropie
Auch Il Manifesto erörtert die Spende skeptisch:
„Auf der einen Seite riecht das Ganze nach 'Greenwashing'. Diese Praxis hat sich so weit etabliert, dass die großen Investmentfonds, wie Blackrock und alle einschlägigen Investoren auf den Übergang zum 'grünen' Kapitalismus setzen. ... Und mit ihnen Millionen von Sparern und Arbeitnehmern. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Marketingstrategie, sondern um die Umleitung riesiger Kapitalsummen von der fossilen Industrie in die Industrie der alternativen Energien. … Auf der anderen Seite gibt die Philanthropie der Milliardäre des Silicon Valley Rätsel auf. Alle Wohlhabenden, von Bill Gates bis Mark Zuckerberg, widmen sich dieser Praxis, auch aus steuerlichen Gründen. ... Es mag lobenswert sein, dass ein Milliardär sich verpflichtet fühlt, 'etwas abzugeben'. Aber wenn er dieses Bedürfnis verspürt, bedeutet es vielleicht, dass er zu viel genommen hat.“
Lieber fair entlohnen und Steuern zahlen
Der Amazon-Boss setzt falsche Prioritäten, kritisiert The Guardian klar:
„Der Philanthropie wohnt ein Paradoxon inne: Es ist schön, wenn jemand etwas spendet. Aber wie hat diese Person ihr Geld verdient? Das schreckliche Konzept des 'Zurückgebens' macht die Wahrheit deutlich: Wenn jemand das Bedürfnis verspürt, etwas zurückzugeben, bedeutet dies möglicherweise, dass diese Person zuvor zu viel genommen hat. ... Jeff Bezos könnte ja auch dafür sorgen, dass Amazon seine Mitarbeiter besser bezahlt und behandelt. Und dafür, dass sein Unternehmen weniger Energie dafür aufwendet, 'steuereffizient' zu sein und stattdessen endlich adäquate Abgaben in die Staatskassen all jener Länder abführt, in denen das Unternehmen so viel Geld verdient.“
Ein bisschen Dankbarkeit wäre angebracht
Amazon ist nicht für die Versäumnisse der Politik verantwortlich zu machen, argumentiert hingegen Der Bund:
„[D]ie amerikanische Politik - aber längst nicht nur sie - [hat] bisher nicht angemessen auf den Klimawandel reagiert. Noch fehlen die Anreize, die für Amazon, aber auch für alle anderen Firmen klimaneutrales Geschäften lohnend machen würden. Das ist aber nicht Jeff Bezos' Schuld. Es sind politische Versäumnisse. Mit seiner Spende leistet Bezos nun nicht nur einen materiellen Beitrag, um Wissenschaft, Technik und Industrie für den Klimaschutz zu mobilisieren. Er drückt damit noch viel mehr aus: Die Zukunft darf niemandem egal sein, handeln können wir alle, es ist nicht zu spät. Und für diese Botschaft könnte man selbst einem Multimilliardär ein kleines bisschen dankbar sein.“