Super Tuesday: Sanders liegt vorn

In den USA ist "Super Tuesday", der wichtigste Tag im Vorwahlkampf der Demokraten, an dem in 14 Bundesstaaten gewählt wird. Einer der Bewerber könnte sich deutlich vom Rest absetzen und seine Nominierung wahrscheinlicher machen. Bernie Sanders liegt nach den bisherigen Vorwahlen und nationalen Umfragen vorn, gefolgt von Joe Biden und Michael Bloomberg. Was würde Sanders' Triumph bedeuten?

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Dagens Nyheter (SE) /

Kein Happy End mit dem Revolutionär

Für Dagens Nyheter ist Bernie Sanders nicht der Richtige:

„Joe Biden ist sicherlich nicht fehlerfrei. ... Biden aber kann sympathisch sein und sowohl die gesellschaftlichen Institutionen als auch private Unternehmen ihre Arbeit machen lassen. Es wird keine Revolution geben, und das Bedürfnis danach ist immer noch geringer als Sanders glaubt. Bei der Präsidentschaftswahl hat Biden die besten Chancen, die breite Koalition zusammenzubringen, die die Demokraten brauchen: Arbeiter, Mittelklasse, Unternehmer, Frauen, Männer, Schwarze, Hispanics. Das Drama wird nach dem Super Tuesday weitergehen. Wenn die Demokraten da auf Bernie Sanders setzen, gibt es kein Happy End.“

Mediapart (FR) /

Wie Gorbatschow, nur besser

Wenn Sanders zum Präsidenten gewählt würde, käme es zu einem historischen Umbruch, glaubt Pascal Boniface vom Pariser Institut für internationale und strategische Beziehungen Iris auf seinem Blog bei Mediapart:

„Es wäre schlichtweg das Ende einer imperialen und aggressiven Außenpolitik der USA. ... Was sich vollziehen würde, wäre eine globale strategische Revolution, ein bisschen wie damals, als Gorbatschow in der UdSSR an die Macht kam. Mit dem Unterschied, dass es Gorbatschow nicht gelang, seine Reformen zu vollenden. Er beendete den Kalten Krieg, verlor aber die Macht. Und nach 1991 wurde die neue Weltordnung, von der er träumte, wegen der Überzeugung der USA von einer unipolaren Welt nicht umgesetzt. Dass er scheiterte, lag daran, dass ihm die Mittel für seine Politik fehlten. Bernie Sanders wird sie haben.“

eldiario.es (ES) /

Bernie wäre die härtere Nuss

Welcher Gegenkandidat Trump die größeren Schwierigkeiten bereiten könnte, darüber spekuliert eldiario.es:

„Gegenüber Biden würde es ihm reichen, die bisherige Strategie beizubehalten, die schon gegen Clinton funktioniert hat: der Kampf gegen die traditionellen Eliten, die Washington jahrzehntelang dominierten. Ein Duell mit Sanders wäre viel komplizierter. Der Tío Bernie [Onkel Bernie], wie ihn seine zahlreichen Anhänger unter den Hispanics nennen, hat einen Diskurs, der mit starken Emotionen und einer gewissen Portion Populismus geladen ist und der deshalb der politisch inkorrekten Redeweise von Trump besser die Stirn bieten kann.“

Zeit Online (DE) /

Alte weiße Männer sind Anachronismus

Dass die nächste US-amerikanische Präsidentschaft wohl zwischen alten weißen Männern entschieden wird, ist für Zeit Online kaum zu fassen:

„Nichts gegen das Alter, aber in einem demografisch sich derart rasant wandelnden Land wie den Vereinigten Staaten von Amerika sind weiße Männer, die auf die 80 zugehen, ein Anachronismus. Der Anteil weißer Amerikaner an der Bevölkerung schrumpft, spätestens 2045 wird er nach allen Voraussagen weniger als 50 Prozent betragen. ... [V]on den Republikanern kann man nichts anderes als einen weißen Mann wie Trump erwarten, in ihren Reihen stößt man kaum auf Repräsentanten des sich verändernden Amerikas. Aber was ist mit der Demokratischen Partei los, die doch den demografischen und gesellschaftspolitischen Wandel der Gesellschaft verkörpern will?“