Gratis-Nahverkehr in Luxemburg: ein Meilenstein?
Seit Anfang März ist der öffentliche Nahverkehr in Luxemburg kostenlos. Damit will das Großherzogtum seine Bürger - leidenschaftliche Autofahrer - dazu ermuntern, in Bus, Bahn und Tram umzusteigen. Doch Medien sind wenig begeistert und monieren die Selbstbeweihräucherung der Regierung.
Sozialpolitisch nur ein PR-Gag
Dass die Maßnahme als sozialpolitische Großtat inszeniert wird, stößt dem Tageblatt unangenehm auf:
„Das Argument mag dabei in anderen Ländern durchaus gelten: In Paris, wo eine Tageskarte für das gesamte Netz des öffentlichen Nahverkehrs über 15 Euro kostet, würde die Abschaffung der Fahrscheine viele ärmere Haushalte entlasten. In Luxemburg aber sind die Tickets heute bereits so günstig, dass das Argument kaum greift. ... [D]ie Maßnahme greift nur im Verbund mit anderen Ansätzen: Die Sicherung von bezahlbarem Wohnraum und der Ausbau des öffentlichen Transportwesens wären Veränderungen, die den Titel der sozialpolitischen Maßnahme verdienen würden. ... Die Maßnahme fruchtet - zwar nicht sozialpolitisch, aber zumindest als PR-Gag.“
Bitte nicht übertreiben
Bei aller Liebe: Die Einführung der kostenlosen Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln als welthistorisches Ereignis zu verkaufen, geht doch etwas zu weit, findet Le Quotidien:
„Die Entscheidung wurde international - bis hin zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders - weitestgehend positiv aufgenommen. Die Kostenfreiheit der öffentlichen Verkehrsmittel jedoch mit dem ersten Schritt auf dem Mond, der Erfindung des Rads oder der ersten Weltumrundung zu vergleichen, scheint trotzdem übertrieben. … Der zu beschreitende Weg und die zu leistende Überzeugungsarbeit sind titanisch, vor allem da das Großherzogtum weiterhin ein Land großer Autoliebhaber ist. Immerhin wird die Werbekampagne dazu führen, dass sich ein großer Teil der Gesellschaft nun mit den Vor- und Nachteilen einer nachhaltigeren Mobilität befasst. “