Covid-19 verschafft Rumänien neue Regierung
Die Anfang Februar gestürzte rumänische Regierung von Ludovic Orbans liberaler PNL ist Freitag in selber Besetzung wiedergewählt worden. Angesichts der Ausbreitung von Covid-19 stellten sich auch alle Oppositionsparteien hinter sie. Viele PNL-Abgeordnete sind in Quarantäne und mussten der Abstimmung fern bleiben. Rumäniens Medien sind begeistert von so viel Verantwortungsbewusstsein der Politiker.
Ein historischer Moment
Evenimentul Zilei begrüßt die Entscheidung der PSD, eine neue Regierung zu wählen, auch wenn sie vom politischen Gegner gestellt wird:
„Freitag und Samstag haben wir einen einzigartigen Moment in der Geschichte Rumäniens erlebt, wenn nicht sogar in der Weltgeschichte. Eine Oppositionspartei nimmt das Risiko auf sich, [durch die hastige Regierungsbildung] alle Verfahrensregeln zu verletzen, nur, damit ihr großer politischer Gegner, der an der Macht ist, eine Regierung bilden kann. Und nicht nur das. Bei der Abstimmung fehlten vor allem die PNL-Abgeordneten. Jene Parlamentarier, deren Partei die Regierung stellen wollte. Und was macht angesichts dieser Voraussetzungen die PSD? Sie macht, was man von einer Oppositionspartei nicht erwarten würde: Sie mobilisiert ihre eigenen Abgeordneten, damit die PNL-Regierung wieder ins Amt kommt.“
Plötzlich siegt die Vernunft
Mathematikprofessor Stefan Vlaston ist auf Adevărul ebenfalls positiv überrascht:
„Die letzten 24 Stunden zeigten uns eine völlig andere politische Klasse. Eine, die die Gefahr versteht, in der wir uns befinden, und die auf die Machtspielchen verzichtet, an die sie uns so gewöhnt hat. Es geht hier gar nicht darum, dass ein Teil der Wähler sie sonst abgestraft hätte. Doch selbst diese Gefahr hat die Politik wohl erkannt. … Es gibt keine Zeit für Regierungsexperimente oder neue Minister, die nicht einmal wissen, wo die Tür zu ihrem Büro ist. Die politische Klasse hat Reife gezeigt - wenn auch nur aus Angst vor dem Coronavirus.“