Brexit-Verhandlungen verschieben?
Die Coronavirus-Krise wirbelt den Fahrplan für die Brexit-Verhandlungen durcheinander. Johnson beharrt dennoch darauf, dass die Übergangsphase, in der noch alle EU-Regeln für Großbritannien gelten, wie geplant Ende des Jahres endet. Andere fordern eine Verschiebung. Kolumnisten der Tory-nahen Tageszeitung The Daily Telegraph diskutieren das Pro und Contra.
Nun haben wir wirklich Wichtigeres zu tun
Warum er es in Zeiten wie diesen für verrückt hält, weiter über den Brexit zu verhandeln, erklärt Kolumnist Ben Kelly:
„Der Brexit steht in London nicht mehr ganz oben auf der Tagesordnung. Der Kampf gegen die Epidemie beansprucht nun vollständig die Aufmerksamkeit und die Expertise des öffentlichen Dienstes und der hochrangigsten Regierungsmitglieder. Es macht einfach keinen Sinn, dass sich die Besten und Klügsten der Exekutive jetzt oder demnächst auf den Brexit fokussieren. Großbritannien und die EU-Staaten sehen sich einer gewaltigen gesundheitlichen, wirtschaftlichen und politischen Krise gegenüber. Da hat keine der beiden Seiten die Kapazitäten, sich auf die Brexit-Verhandlungen zu konzentrieren.“
Krise eiskalt ausnutzen
Gerade jetzt sollte die britische Regierung nicht lockerlassen, findet hingegen Kolumnist Ben Habib:
„Die EU hat nun keine Wahl: Sie muss Großbritannien ein gutes Handelsabkommen zugestehen und ihre lächerlichen Forderungen zurückziehen, dass Großbritannien an die Regeln und Standards gebunden bleibt, die die Wirtschaft einschränken und belasten. Wir müssen diesen Vorteil jetzt eiskalt ausnutzen. Wir sollten das nicht schamlos zum Nachteil Europas tun, aber wir sollten die Chance ergreifen, ein Freihandelsabkommen nach dem Vorbild Kanadas zu erreichen - ein weiteres Versprechen des Premiers. ... Keine weiteren Verzögerungen. Wir müssen die Übergangsphase am 31. Dezember 2020 beenden.“