US-Wahlkampf in der Pandemie
Bei der Präsidentschaftswahl in den USA am 3. November tritt der demokratische Herausforderer Joe Biden, Ex-Vizepräsident unter Barack Obama, gegen den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump an. Der Wahlkampf wird bisher überschattet durch Covid-19, das in den USA die weltweit meisten Todesopfer gefordert hat. Wie stehen die Chancen der beiden Kandidaten vor diesem Hintergrund?
Amtsinhaber schaufelt sich sein eigenes Grab
Herausforderer Biden sollte sich jetzt erst mal zurücklehnen, rät Upsala Nya Tidning:
„Früher oder später, spätestens in den finalen Debatten im Oktober, muss sich Joe Biden den Fragen der Krankenpflege und der Ungleichheit annehmen. Dann wird man mehr über die Pandemielage, das Risiko einer zweiten Welle, die Chancen auf einen Impfstoff und die wirtschaftliche Lage wissen. Bis dahin kann er Trump weiter sein eigenes politisches Grab schaufeln lassen. Das tut der Präsident nämlich, sobald er sich etwas anderem als dem Coronavirus widmet. Wie etwa seine Vorgänger der Verschwörung gegen das Weiße Haus ('Coronagate') anzuklagen und der schlechteste Präsident aller Zeiten zu sein.“
Biden hat keine Chance
Biden kann Trump nicht ernsthaft herausfordern, ist Daily Sabah überzeugt:
„Bidens diverse Entgleisungen haben uns eines gezeigt: Er achtet nicht darauf, was er tut. Mit 77 Jahren würde er nach seiner Wahl alles an die übrig gebliebenen Bürokraten aus der Zeit der Obama-Regierung delegieren, die noch so gern zu ihrer unvollendeten Agenda zurückkehren würden. ... Dennoch werden viele Amerikaner für Trump stimmen. Nicht, weil sie Biden und die Demokraten dafür hassen, dass sie nichts Besseres anbieten, sondern weil sie Trumps Politik mögen. ...Trotz des Virus, das 90.000 Todesfälle und 1,5 Millionen Infektionen verursachte, schrumpft die Wirtschaft nachhaltend nur um fünf Prozent, und die Amerikaner erinnern sich noch immer daran, dass das Bruttosozialprodukt während der Obama-Jahre zweimal gesunken ist - ganz ohne Epidemien.“
Trump wird vor nichts zurückschrecken
Wenn der Amtsinhaber in den Wahlkampfmodus schaltet, werden wir noch unser blaues Wunder erleben, fürchtet Kolumnist Alan Friedman in La Stampa:
„Trump wird uns einmal mehr zeigen, dass die Realität unglaublicher sein kann als die Fiktion. ... Deshalb schnallen Sie sich an, denn vorerst ist er im Weißen Haus, und schon der Status des Präsidenten verleiht ihm enorme Macht. Biden mag in den Umfragen um mehrere Punkte vorne liegen, aber Trump wird vor nichts zurückschrecken, um wiedergewählt zu werden. Wird er gezwungen sein, Hunderte von Milliarden Dollar an Hubschraubergeldern auf die Amerikaner zu werfen? Er wird es tun. Wird er noch mehr lächerliche Anschuldigungen erheben müssen - nach Obamagate, Bidengate und wer weiß wie vielen anderen? Er wird es tun. Er ist bereit, das Handbuch Stalins, Mussolinis, Goebbels und der Diktatoren der Dritten Welt zu entstauben.“