Frankreich will Gesundheitssektor stärken
Die französische Regierung hat am Montag Konsultationen mit Krankenhauspersonal und Gewerkschaften zur Reform des Gesundheitswesens begonnen. Pfleger hatten bereits vor der Covid-19-Pandemie für bessere Arbeitsbedingungen und Klinikausstattung demonstriert. Welche Schwerpunkte sollte die Regierung bei der Reform setzen?
Macron muss Gehaltserhöhungen wagen
Zentraler Punkt einer Reform des Gesundheitswesens muss die bessere Bezahlung des Pflegepersonals sein, mahnt Le Monde:
„Im OECD-Ranking rangiert Frankreich unter den Ländern, die sie am schlechtesten entlohnen. ... Emmanuel Macron muss akzeptieren, dass die Rettung der Krankenhäuser in erster Linie eine beträchtliche Geste für die Gehälter und Karrierechancen erfordert. Die Wut ist so groß, dass kein Fehler passieren darf. Die Entscheidung ist nicht ohne Risiko, denn sie bedeutet einen Eingriff in die Gehaltsstruktur des öffentlichen Krankenhausdiensts und könnte Forderungen des gesamten öffentlichen Sektors wecken. Doch in einer Zeit, in der das Land eine Rezession durchmacht, welche die Schwächsten unter den Beschäftigten der Privatwirtschaft in die Arbeitslosigkeit stürzen wird, dürfen die Beamten nicht vergessen, dass sie Jobsicherheit genießen, was in Krisenzeiten der beste Schutz ist.“
Gesundheit darf kein Geschäft sein
Libération hatte vergangenen Samstag einen an Macron gerichteten Aufruf von Pflegern veröffentlicht, in dem eine umfassende Reform gefordert wird. Nun lobt die Zeitung, dass es ihnen nicht allein ums Geld geht:
„Die Reform unseres Gesundheitssystems auf eine Frage der finanziellen Mittel zu reduzieren, wäre ein Fehler. Die Unterzeichner des Manifests haben dies erkannt. … Sie verweisen auf vielfältige Probleme beim Zugang zu Behandlungen, in der Koordination zwischen Krankenhaus und Arztpraxen, in der Vorsorgepolitik, der Ausbildung von Ärzten und dem Gleichgewicht zwischen Verwaltung und Ärzten im Krankenhausmanagement. … Aus den Antworten, die auf jede dieser Herausforderungen geliefert werden, geht eine Gesamtphilosophie für unser Gesundheitssystem hervor, das darunter leidet, dass es seit Jahren zu stark nach Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet wurde.“